Hans sieht keinen Sinn

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrer Jrg Machel

aus Berlin

Hans sieht keinen Sinn 02.08.2025

Hans hat nicht geraucht, nicht gesoffen, hat ein Leben lang hart gearbeitet und niemanden bers Ohr gehauen. Und dann das: Hans ist schwer erkrankt. Eigentlich sollte der Ruhestand die gute Zeit werden, eine Zeit mit vielen Reisen, ausgedehnten Spaziergngen und entspannter Gartenarbeit. Hans fhlt sich betrogen. Aber von wem eigentlich? An Gott glaubt er nicht, und das Schicksal ist irgendwie nicht greifbar. Und trotzdem Hans ist sauer. Da hatten es die Alten leichter, so meint er, die konnten mit Gott hadern, ihn anklagen, so wie Hiob, der auch leiden musste, ohne gesndigt zu haben. Die Geschichte kennt er noch aus dem Konfirmandenunterricht.

Doch das Unverstndnis gegenber unverdientem Leid ist bei Glaubenden und Unglubigen durchaus vergleichbar. Der Prediger Salomon schreibt: Es geschieht so vieles auf der Welt, das keinen Sinn ergibt: Da geht es rechtschaffenen Menschen so schlecht, wie es den Gottlosen gehen sollte. Und da haben Gottlose ein so schnes Leben, als htten sie Gottes Gebote befolgt. Das kommt mir alles so sinnlos vor! (Prediger 8,14)

Wie soll man nun umgehen mit dieser Erfahrung? Was kann einen da noch trsten? Wie schafft man es, mit dieser Emprung zu leben? Auch darber denkt der Prediger Salomon nach:

In meinem vergnglichen Leben habe ich viel gesehen: Manch einer richtet sich nach Gottes Geboten und kommt trotzdem um; ein anderer will von Gott nichts wissen, aber er geniet ein langes Leben. Sei nicht allzu fromm und bertreib es nicht mit deiner Weisheit! Warum willst du dich selbst zugrunde richten? Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernnftig! Es ist gut, wenn du dich an beides hltst und die Extreme vermeidest. Wer Ehrfurcht vor Gott hat, der findet den richtigen Weg Doch es ist kein Mensch auf der Erde so gottesfrchtig, dass er nur Gutes tut und niemals sndigt Was geschieht, kann man nicht ergrnden es ist tief verborgen und nicht zu verstehen. (Kohelet 7,15-23)

Wer denkt, dass ein Mensch, der an Gott glaubt, es viel einfacher hat als Hans, der irrt. Whrend Hans mit seinem Schicksal hadert, hadert der weise Salomon mit Gott. Wie kann das sein: Man fhrt ein anstndiges Leben und es geht einem schlecht und man sieht Menschen, die keine Regel respektieren und denen geht es gut?

Salomon ist so hilflos wie wir. Er hat keine Erklrung dafr. Niemand kann das verstehen. Insofern ist der Graben zwischen glubigen und unglubigen Menschen nicht besonders tief, und so gelten die Ratschlge, die der Prediger Salomon erteilt, vielleicht auch fr alle Menschen, egal ob sie nun an Gott glauben oder nicht.

Salomon rt: bertreibt es nicht, seid nicht zu fromm oder um es fr Nichtglubige zu sagen, seid nicht bertrieben korrekt. Vermeidet die Extreme, dann seid ihr schon auf dem richtigen Weg.

Am Ende kann man seine gute Zukunft ohnehin nicht erzwingen. Die Zukunft bleibt unberechenbar. Krankheiten, Unflle, Naturkatastrophen treffen die Menschen ziemlich willkrlich. Sie lassen sich weder als Strafe noch als Belohnung erklren.

Eines aber knnte dann doch vielleicht trsten: So wenig uns ein ordentlicher Lebenswandel davor schtzt, dass uns Bses widerfhrt, so sehr knnen wir darauf hoffen, dass nicht jeder Fehler, von denen auch wir nicht frei sind, uns als Strafe zugerechnet wird.

Ich zweifle allerdings daran, dass Hans das in seiner schweren Lage zu trsten vermag. Da ist es besser den Mund zu halten und bei ihm zu sein, ohne nach Erklrungen zu suchen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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