Hoffnungskleid
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrerin Melitta Mller-Hansen
aus Mnchen
Hoffnungskleid 08.08.2025
Morgenritual vor dem Kleiderschrank: Welches Kleid, welches Hemd, welche Hose darf es heute sein? Manchmal geht es leicht, fast automatisch. Und manchmal bin ich whlerisch. Ich brauche was Leuchtendes, weil es gar so grau ist drauen. Meistens ist es orange oder rot. Und dann und wann brauche ich etwas Zartes, Leichtes auf der Haut, wie Seide. Wenn ich mich besonders zerbrechlich fhle.
Mit dieser Alltagserfahrung des Anziehens spielt in der Bibel der Apostel Paulus in einem seiner Briefe.
Ihr habt den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen und den neuen Menschen angelegt wie ein neues Gewand. () Darum legt nun das neue Gewand an: herzliches Erbarmen, Gte, Demut, Freundlichkeit und Geduld. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe. Sie ist das Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschliet.
Der Regensburger Knstler Thomas Thalhammer hat ebenfalls mit diesem Bild gearbeitet. Sein Kleid aus Holz, ganz wei gestrichen, kann man auch gewissermaen anziehen. Es lsst sich hinten ffnen und aufklappen. Dann kann man hineinschlpfen. Die Arme waagerecht ausgestreckt, der Kopf schaut heraus.
Ich habe es ausprobiert. Es macht Freude, damit zu spielen. Und den Paulus dazu zu hren: Zieht an herzliches Erbarmen, Gte, Demut, Freundlichkeit, Geduld. Vor allem die Liebe.
Viele gute Sachen. Eine fehlt mir in dieser Kollektion. Die wrde ich zurzeit besonders hufig whlen: die Hoffnung. Kann ich auch Hoffnung anziehen wie ein Kleid? Vielleicht brauch ich da jemand, der mir dabei hilft. Ein Mensch, der mir beisteht, wenn ich nur noch dster in die Zukunft schaue. Mir zuhrt. Mir Hoffnungsgeschichten erzhlt. Mich daran erinnert, dass ich es schon mal geschafft habe. Mit Gottes Hilfe. Ich brauche Menschen, die mir dieses Hoffnungskleid anlegen. Gott sei Dank habe ich sie in meinem Leben.
Thomas Thalhammer hat dieses Kleid der Hoffnung, des Erbarmens, der Gte, Demut, Freundlichkeit, Geduld, das Kleid der Liebe wei gestrichen. Wie ein Taufkleid. Wie ein Totenhemd. Wei wie ein weies Blatt Papier, wei wie der auferstandene Christus steht es fr Neuanfang. Fr den neuen Menschen, der alte Gewohnheiten abgelegt hat.
Es passt zu jeder Stimmung und jedem Anlass, im Alltag wie zu jedem Festtag zur Taufe. Zu Beerdigungen. Dieses Kleid kann ich ganz bewusst whlen und anziehen. Oder jemand hilft mir hinein. Ich trage es, aber es trgt auch mich. Ich hoffe: Durch ein ganzes Leben.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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