Krimi

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrer Thomas Drken-Kucharz

aus Frankfurt am Main

Krimi 14.08.2025

Je mehr Kriminalromane ich lese, desto mehr verfalle ich ihnen. Habe ich den Krimi erst einmal angefangen, muss ich mglichst schnell zu Ende lesen. Je mehr er mich fesselt, umso gelster bin ich im Flow. Je spannender er ist, umso besser kann ich entspannen.

Krimis sprechen mich auch als Christ an. Und zwar nicht nur die vielen Thriller rund um Religion. In diesen Bestsellern geht es oft um verschwiegene Geheimnisse des Christentums, wo Menschen den Bestand der Kirche bedroht sehen und deshalb kriminelle Energie entwickeln. Diese Stories haben fr mich als Christ nicht mehr Stellenwert als jeder andere Krimi.

Denn in allen guten Krimis mag ich, was sie erzhlen: Ich erfahre viel ber die Gesellschaft, das Land, die Stadt, in der sie jeweils spielen, viel ber Ermittlungsmethoden und Ttungsarten. Schauerlich schn! Und wenn es Kommissare und Ermittlerinnen gibt, die ganze Krimireihen fllen, dann kann ich das Erscheinen des nchsten Bandes oft kaum erwarten.

Darber hinaus finde ich noch einen Mehrwert in jedem guten Krimi: Es ist die Situation, es sind die Grnde, die zu dem Mord gefhrt haben. Denn auch die finstersten Krimicharaktere tten ja nicht einfach so. Wo es um Mord geht, sind elementare Gefhle und tiefe Beweggrnde im Spiel. Eine Ermittlerin oder ein Detektiv muss hinter die Fassade schauen, sonst lst sie oder er den Fall nicht.

Diese Blicke hinter die Fassade sind mir wichtig. Hier erfahre ich, was an Abgrnden, Mglichkeiten, Verhngnissen in Menschen stecken. Die Ermittler frdern zutage, was sonst nur Pfarrerinnen und Priester in der Seelsorge oder rztinnen und Anwlte unter dem Gebot der Verschwiegenheit hren.

Nach jeder Krimilektre ist mir bewusst: Menschen sind immer noch aus demselben Holz geschnitzt wie zu biblischer Zeit. Die Menschen sind seither nicht besser oder schlechter geworden. Die Bibel selbst erzhlt Mordgeschichten. Angefangen bei Kain, der seinen Bruder Abel erschlgt, bis hin zum Prozess, der Jesus zum Tod am Kreuz bringt. Da spielten Motive eine Rolle, die es auch in heutigen Krimis gibt: Neid, Eifersucht, Machtbesessenheit und Staatsrson.

Krimis zeigen mir: Es gibt eine Brcke zwischen den Geschichten, die vor zwei- oder mehrtausend Jahren im fernen Nahen Osten spielten, und dem Hier und Heute. Die Zehn Gebote sind uralt: Du sollst nicht tten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nchsten. Gerade die Krimis erzhlen mir, dass die Zehn Gebote heute nach wie vor Geltung beanspruchen knnen und sinnvolle Regeln fr ein Zusammenleben sind.

Oder das, was Jesus in der Bergpredigt ber Gerechtigkeit sagt. Da preist Jesus die Menschen selig, die hungern und drsten nach Gerechtigkeit. Auch heute ist Gerechtigkeit fr die Opfer von Gewalt ntig und Wertschtzung fr alle, die sich dafr einsetzen.

In vielen Krimis beschftigt mich nicht nur die Frage: Wer wars? Sondern auch: Wie findet die Gerechtigkeit zum Sieg?

Doch geht das berhaupt? Kann die Polizei oder knnen die Gerichte wirklich fr Gerechtigkeit sorgen? Mir sind Krimis am liebsten, die auch ber solche Fragen nachdenken. Die also auch die Rolle der Ermittler berdenken und nicht nur die Tat kriminalistisch aufdecken. Die Frage nach echter Gerechtigkeit wirft jeder Krimi auf. Denn Ermittler knnen zwar Mrder hinter Gitter bringen, nicht aber die Tat ungeschehen machen. Viele Detektive und Kommissarinnen haben mit Glauben an Gott wenig zu tun oder treten kirchenkritisch auf. Aber was Krimis und die Glaubensvorstellung von einem Jngsten Gericht verbindet, ist die Hoffnung auf wahre Gerechtigkeit.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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