Rut, die Freundin in der Fremde
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrerin Nora Tschepe-Wiesinger
aus Berlin
Rut, die Freundin in der Fremde 20.08.2025
In Bethlehem, Jahrhunderte bevor Jesus dort geboren wurde, herrscht eine Hungersnot. Auf der Suche nach Nahrung ziehen Elimelech und seine Frau Noomi mit den beiden erwachsenen Shnen ins Grnland Moabs, ins heutige Jordanien. In Moab heiraten die Shne einheimische Frauen, Moabiterinnen, die an andere Gtter glauben als an den Gott Israels. Die Namen der Frauen sind Orpa und Rut.
Die Mnner sterben, erst der Vater Elimelech, dann die beiden Shne. Zurck bleiben die Frauen: Noomi mit den Schwiegertchtern Orpa und Rut, die nun beide kinderlose Witwen sind. Neben der Trauer war dies in der damaligen patriarchalen Gesellschaft eine Katastrophe. Die Frauen standen mittellos da.
Noomi erfhrt: Die Hungersnot in Bethlehem ist vorber. Sie will zurck in ihre Heimat und sagt zu ihren Schwiegertchtern: Kehrt doch beide heim zu euren Mttern! (Rut 1,8). Aber Orpa und Rut weigern sich. Rut spricht die Stze der absoluten Treue, vielfach verwendet als Trauspruch zwischen Liebenden: Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. (Rut 1,16). Orpa gibt Noomi schlielich den Abschiedskuss, aber Rut folgt ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem.
Rut und Noomi das ist die Geschichte einer Frauen-Freundschaft ber Lnder- und Altersgrenzen hinweg. Rut geht freiwillig mit der lteren Noomi in ein Land, in dem sie fremd ist. Als Auslnderin ist sie dort auf die Hilfe der einheimischen Noomi angewiesen. Und Noomi wiederum bentigt die Hilfe der tatkrftigen Rut, die bei dem Grundbesitzer Boas auf dem Feld arbeitet und so ihre Schweigermutter und sich selbst versorgt. Am Ende der Geschichte heiratet Rut Boas. Rut und Boas bekommen einen Sohn, Noomi bekommt ein Enkelkind.
Es ist diese Frauensolidaritt, die der Geschichte den unverwechselbaren Ton des Glcks und der Heiterkeit gibt, schreibt die evangelische Theologin Dorothee Slle. Die Freundschaft zwischen Rut und Noomi bersteht Todesflle, Hungersnot, Umzge. Sie ist der Anker in der Fremde fr beide Frauen und hilft ihnen, nicht aufzugeben, weiterzumachen, ein neues Leben zu finden. Ruts Sohn wird der Grovater von Knig David. Und Knig David hat im Neuen Testament einen prominenten Nachfahren: Jesus. Rut, die moabitische Auslnderin, kommt im Stammbaum von Jesus vor (Matthus 1,5).
Die Geschichte von Rut und Noomi zeigt: Wenn Frauen sich verbnden, wenn Menschen zusammenhalten, kann daraus Groartiges, Heilbringendes entstehen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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