Lydia

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Nora Tschepe-Wiesinger

aus Berlin

Lydia 23.08.2025

Paulus ist mit seinen Begleitern auf Missionsreise unterwegs in Kleinasien, der heutigen Trkei, dort wo Asien und Europa in Sichtweite zueinander liegen. In der Nacht erscheint ihm ein Mann von der geografisch anderen Seite. Er bittet Paulus: Komm herber nach Makedonien und hilf uns! Und Paulus bricht auf in den Norden Griechenlands und predigt dort ber Jesus und Gottes Liebe, die sogar den Tod berwindet.

In Philippi, einer rmischen Kolonie, gehen Paulus und seine Begleiter zum Fluss vors Stadttor. Sie vermuten dort eine Gebetssttte. Und tatschlich: Am Fluss betet eine Gruppe Frauen. Eine der von ihnen wird genauer beschrieben: Lydia, eine Purpurhndlerin. Purpur gehrt zu den Luxusgtern der Antike, der Handel damit floriert. Lydia ist eine einflussreiche Unternehmerin, wirtschaftlich unabhngig und vermgend, mit eigenem Haus, Dienerinnen und Sklaven. Kein Einzelfall in der hellenistischen Zeit, in der einige Frauen im Handel selbststndig und erfolgreich waren.

Aber Lydia ist auch auf der Suche: nach einem Sinn im Leben ber ihre Arbeit hinaus, nach Halt und Gemeinschaft. Sie ist eine Gottesfrchtige, steht in der Bibel. Das heit: Sie interessiert sich fr den jdischen Glauben an den einzigen allmchtigen Gott, aber sie ist selbst keine Jdin.

Lydia hrt Paulus zu, wie er von Jesus spricht. Paulus Worte machen etwas mit Lydia: Gott ffnete ihr das Herz, steht in der Bibel (Apostelgeschichte 16,14). So war denn der erste europische Christ eine Frau, kommentierte der Mainzer Theologe Gustav Sthlin in den 60er Jahren.

Lydia lsst sich mitsamt ihrer Hausgemeinschaft taufen. Und sie bittet Paulus und seine Begleiter: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. (Apostelgeschichte 16,15). Paulus und die anderen Apostel zgern. Bisher sind sie auf ihren Reisen ausschlielich von Mnnern beherbergt worden. Lydia insistiert: Seid meine Gste!

Es ist diese Entschlossenheit und Gastfreundschaft, mit der Lydia den Grundstein legt fr die erste christliche Gemeinde in Europa: in ihrem Haus in Philippi. Lydias Haus wird zum dauerhaften Quartier der Missionare. Hier wird gebetet, Gottesdienst gefeiert, gemeinsam gegessen. Lydia selbst ist, obgleich sie nicht predigt, als Hausherrin die Fhrungsfigur der neuen Gemeinde. Damit steht in Europa eine mutige, entschlossene, glubige Frau am Anfang einer neuen revolutionren Bewegung namens Christentum.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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