Rain Man

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Andrea Wagner-Pinggra

aus Bielefeld

Rain Man 10.09.2025

Eine meiner Freundinnen schaut mit Begeisterung alte Filme. Rain Man ist einer ihrer Favoriten. Ein Film ber zwei Brder, die sehr verschieden sind.

Der Film kam 1988 in die Kinos. Hauptdarsteller sind Dustin Hoffman, damals auf dem Hhepunkt seines Ruhms. Und Tom Cruise, noch jung, kurz nach seinem Durchbruch.

Tom Cruise spielt Charlie Babbitt, einen aufschneiderischen, ichbezogenen Autohndler, der sich durch seine Betrgereien immer wieder in finanziellen Nten befindet und vor wenig zurckschreckt. Mit seinen Eltern hat Charlie seit Jahren keinen Kontakt. In einem seiner seltenen emotionalen Momente erzhlt er seiner Freundin: Als Kind hat er sich eine Fantasiefigur ausgedacht, den Rain Man. Immer wenn er Beistand brauchte, kam der Rain Main und sang fr ihn.

berraschend bekommt Charlie die Nachricht: Sein steinreicher Vater ist gestorben. Charlie wittert die Chance, sich mit dem Erbe wirtschaftlich zu sanieren. Aber er muss feststellen: Der erhoffte Geldsegen soll einem Wohnheim fr Menschen mit Beeintrchtigungen zuflieen.

Charlie fhrt zu dem Wohnheim. Er findet dort seinen sehr viel lteren Bruder Raymond, von dem er bislang nichts wusste. Raymond lebt in dem Heim seit vielen Jahren, weil er ein Mensch mit Autismus ist. Er kam in die Einrichtung nach einem Unglcksfall, als Charlie noch ein Kind war. Raymond soll also die Millionen vom Vater erben.

Kurzentschlossen nimmt Charlie ihn einfach mit nach Kalifornien. Die Reise gestaltet sich mit Hindernissen. Mit seinem Autismus ist Raymond kein einfacher Reisebegleiter. Alles in seinem Umfeld muss nach festen Regeln laufen.

Natrlich wir sind ja in Hollywood geht die Geschichte gut aus: Charlie entwickelt Verstndnis fr seinen Bruder. Er verwandelt sich vom Ekel in einen Menschen. Und weil Raymond eine Hochbegabung hat, gewinnen die beiden im Casino einen Haufen Geld. So viel, dass Charlie seine Geldsorgen los ist. Irgendwann entdeckt Charlie: Sein Bruder Raymond ist der Rain Man seiner Kindheit. Er war keine Fantasiefigur, sondern real derjenige, der fr ihn gesungen hat, wenn er Angst hatte.

Rain Man der Film hat was. Aber man sollte nicht meinen, durch diesen Film Menschen mit Autismus-Spektrum zu verstehen. Kennste einen Autisten, kennste genau einen Autisten, sagt Nils Lorenz. Auch ein Mensch mit Autismus. Mit ihm sa ich in diesem Jahr auf einer Bhne, und wir haben gemeinsam vor Publikum ber einen Text aus der Bibel gesprochen.

Der Weg dorthin war intensiv. Erst habe ich Nils kennengelernt. Das hat ziemlich lang gedauert. Wir haben uns mehrere Male getroffen. Die Gesprche waren ein bisschen mhsam, hlzern. Oh je, habe ich gedacht, was will das werden? Beim vierten Treffen habe ich gemerkt, jetzt verndert sich was. Ich kann besser auf ihn zugehen. Und er taut ebenfalls auf und fngt an zu fragen. Persnliche Fragen. Er ist richtig neugierig. Er liebt Sprache. Und er hat Witz. Deswegen sagt er solche Stze: Kennste einen Autisten, kennste genau einen Autisten.

Ich habe dann aus allem, was wir gesprochen haben, einen Text geschrieben. Eine Kollegin hat ihn in einfache Sprache gebracht, und dann kam unser groer Auftritt.

Ungefhr 150 Menschen sind gekommen. Alles ist etwas chaotisch. Was Nils hasst. Schnelle Plannderungen sind fr ihn unangenehm. Aber er spricht es aus und dann geht es doch.

Wir tragen unseren Text vor zwischendrin Musik. Das Publikum ist sehr bei der Sache. Hinterher gibt es ordentlich Applaus. Vor allem fr Nils. Der ber sich hinausgewachsen ist. Und ich habe gelernt, dass ich nun einen Autisten kenne. Genau einen. Ein bisschen zumindest.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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