Langer Atem
Shownotes
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrerin Andrea Wagner-Pinggra
aus Bielefeld
Langer Atem 12.09.2025
Heute und morgen ldt der Bundesprsident zum Brgerfest im Park von Schloss Bellevue. Ehrensache ich bin dabei, so das Motto. Heute sind 4000 Menschen eingeladen, die sich ehrenamtlich engagieren. 4000 von ungefhr 29 Millionen.1 29 Millionen fast jeder Dritte setzt sich in Deutschland fr andere ein mit Zeit und Kraft, mit Ideen und Kompetenz. Freiwillig und unentgeltlich.
Was motiviert diese Menschen? Bestimmt die gute Sache. Gleichgesinnte. Etwas vom eigenen Glck weitergeben wollen. Sich im Ruhestand noch einmal ganz neu ausprobieren oder als Jugendlicher die eigenen Fhigkeiten durch ein Ehrenamt entdecken. Anerkennung natrlich auch. Das steckt ja schon in dem Wort: Ehrenamt. Manche motiviert ihr christlicher Glaube: Fr andere da sein. Das liegt in der DNA der biblischen Nchstenliebe.
Elisabeth Kunze ist so eine. Ich habe sie und ihr Engagement vor einiger Zeit kennengelernt. Es war Mitte der 1990er Jahre, da erfhrt sie von der Not in der Ukraine. Der Krieg heute lag damals in weiter Ferne. Aber einige Menschen in der Ukraine waren damals so arm, dass sie in Kliniken verhungert sind. Das darf um Gottes Willen nicht sein!
Elisabeth Kunze grndet einen Verein, der Hilfsgter sammelt, medizinische Gerte, Kleidung. Die gespendeten Sachen transportieren sie zu Kirchengemeinden und sozialen Einrichtungen in der ganzen Ukraine. In die Orte, die wir heute aus den Kriegsnachrichten kennen: nach Lviv, Charkiv, Dnipro, Odessa.
Elisabeth Kunze und ihr Verein stehen nicht allein. Die Kirchengemeinde Lobetal, nordstlich von Berlin, untersttzt sie. Mindestens einmal im Monat gibt es einen Transport in die Ukraine. Jahrein. Jahraus. Ich habe Respekt vor ihrem langen Atem. Denn es ist schwer, ein Thema ber Jahre wachzuhalten.
Irgendwann denkt Elisabeth Kunze: Jetzt ist es auch einmal gut. Ich bin nun schon sso lange schon in Sachen Ukraine unterwegs. Das Land entwickelt sich. Langsam wird es besser. Langsam, aber immerhin.
Und dann kommt der Krieg. Mit dem 24. Februar 2022 ist alles anders. Ans Aufhren ist nicht mehr zu denken. Weitermachen ist das Gebot der Stunde. Die Hilfsbereitschaft berschlgt sich. Unentwegt kommen Menschen nach Lobetal, den Kofferraum ihrer Autos voll mit allem, was ntig ist. Schlafscke, Decken, warme Mntel, Stiefel.
Die vielen Sachen mssen erst einmal sortiert werden. Ich helfe mit und kann mir berhaupt nicht vorstellen, dass die kleine Ukrainehilfe in Lobetal in der Lage ist, all diese Dinge berhaupt richtig in Empfang zu nehmen. Geschweige denn, sie in die Ukraine zu bringen.
Aber Elisabeth Kunze kann das. Sie kann auf ihre jahrelange Erfahrung zurckgreifen. Auf die vielen, die ehrenamtlich mithelfen. Und sie hat persnliche Beziehungen in alle Teile der Ukraine. Ortskundige Fahrer, die bis in die hintersten Winkel fahren.
Jeden Tag macht sich mindestens ein groer Laster auf den Weg. Immer, wenn ich Elisabeth Kunze in ihrem engen Bro besuche, sitzt sie zwischen Papieren. Immer klingelt mindestens ein Telefon. Von frh bis spt koordiniert und managt sie die Hilfe: ehrenamtlich. Weil sie sich verpflichtet fhlt. Verpflichtet den Menschen, fr die sie das tut. Getragen von ihrem Glauben an Gott. Sie vertraut darauf, dass Gott ihr Tren ffnet: dass Geld und Spenden im richtigen Augenblick eintreffen. Wenn sie nicht mehr weiter wei, faltet sie die Hnde und betet. Und hat oft erlebt, dass es sich fgt.
Ehrenamt. Die Welt wre rmer, wenn es das nicht gbe. Ein Hoch auf das Ehrenamt und Danke! Danke! Danke! an alle, die sich fr andere engagieren!
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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1 https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/buergerschaftliches-engagement/bedeutung-engagement/engagement-artikel.html
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