Der 5-Uhr-Club

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15305/der-5-uhr-club

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Martin Vorlnder

aus Frankfurt am Main

Der 5-Uhr-Club 15.09.2025

Zwei- bis dreimal in der Woche gehre ich zum 5-Uhr-Club. So nennen sich die Frhaufsteher, die die Morgenstunde zwischen fnf und sechs zelebrieren. Im 5-Uhr-Club schwren einige auf die 20-20-20-Methode: 20 Minuten sich bewegen also: Gymnastik, Krafttraining oder Yoga. 20 Minuten meditieren. 20 Minuten etwas lesen oder lernen.

Ich halte mich nicht so streng daran. Klar knnen solche Methoden helfen, damit ich einen Rhythmus finde. Aber der Tag ist getaktet genug. Um so wichtiger, dass er mit der Freiheit beginnt: Ich kann, muss aber nicht.

Nicht jede und jeder ist ein Early Bird. Die Nachtigallen und Nachteulen haben ihre besondere Zeit, wenn ich meist schon schlafe. Ich hingegen gnne mir den Luxus, frh aufzustehen und die Stunde von 5 bis 6 fr mich zu gestalten. Und ich kann den Morgen so ungestrt genieen, weil ich keine Kinder habe. Mit Familie, die versorgt sein will, sieht das anders aus. Ich muss morgens nur mich selbst und den Hund flott machen. Mein Mann sorgt fr sich selber.

Diese Zeit in aller Frh hat was. Meine Stadt Frankfurt am Main liegt ruhig da. Die Sonne geht in dieser Jahreszeit erst kurz nach 7 auf. Drauen es ist also noch dunkel. Von meinem Dachfenster aus sehe ich nur ein paar Lichter in den Hochhaustrmen der Banken. Der Verkehr ist kein Dauer-Rauschen. Man hrt jedes einzelne Auto, das einsam die Straen entlangfhrt, und manchmal das Rollen des Koffers von jemandem, der frh zum Zug oder zum Flughafen muss.

Ansonsten habe ich die Welt um diese Zeit fr mich. Ich bin ihr eine Stunde voraus. Ich geniee das Gefhl, einen kleinen Vorsprung zu haben. Es ist, als wre ich dabei, wenn ein neuer Tag in Gottes Schpfung anbricht. Ich bin mitten drin zwischen dem, was gestern war, und dem, was heute kommt. Zu meinem Morgenritual gehrt: an die denken, die gute Gedanken gerade brauchen knnen. Ich schicke ein Gebet fr sie in den Morgenhimmel.

Wach auf, meine Seele, ich will das Morgenrot wecken!, steht in einem Psalm in der Bibel (Psalm 57,9). Ein schner Gedanke fr Early Birds wie mich: Wir sind vor Sonnenaufgang auf und wecken den Tag fr die anderen.

Viele Religionen und spirituelle Wege wissen um die Besonderheit der ersten Morgenstunden. Wie der Tag dann luft, das habe ich nur zum Teil in der Hand. Einiges kann ich planen. Aber es gibt meistens etwas, das anders kommt als gedacht, das mich berrascht oder das mir aufgezwungen wird. Darum schn, wenn der Anfang mir gehrt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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