Happy Birthday, Maggie!

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15316/happy-birthday-maggie

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Hannah Clemens

aus Wernigerode

Happy Birthday, Maggie! 13.10.2025

Helmut Kohl frchtete sie wie der Teufel das Weihwasser. Sie polarisiert ber ihren Tod hinaus. Die einen verehren, die anderen verachten sie. Heute wre Margaret Thatcher 100 Jahre alt geworden. Ich muss zugeben: Ich komme nicht mit ihr klar. Sie passt in keine Schublade.

Zum einen bewundere ich sie dafr, dass sie sich als Frau durchgesetzt hat. Sie stand unerbittlich fr das ein, was sie fr richtig hielt. Eiserne Lady wurde sie genannt. Es zeugt von ihrem groen Selbstbewusstsein, dass sie diesen Titel gerne trug.

Sie hat sich fr Umweltschutz eingesetzt und die Verringerung der Treibhausgase gefordert zu einer Zeit, als kaum jemand dieses Thema auf dem Schirm hatte. Das finde ich faszinierend.

Andere Seiten der Politik von Margaret Thatcher kommen mir herzlos vor. Eisern eben. Sie hat die Gewerkschaften bekmpft und den Sozialstaat in Grobritannien massiv zurckgebaut. Sie war leidenschaftliche Neoliberalistin und skeptisch gegenber der EU. Besonders bekannt ist ihre Aussage: So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht.

In meinen Ohren klingt das nach Egoismus und dem Recht des Strkeren. Aber wenn ich darber nachdenke, fllt mir auf: Ganz unrecht hat sie nicht. Denn eine Gesellschaft an sich gibt es nicht, sondern einzelne Menschen, die sich als Teil einer Gesellschaft verstehen.

Margaret Thatcher ging es darum: Jede und jeder soll die Verantwortung fr das eigene Leben alleine tragen. Kein Nanny-Staat. Jeder kmpft fr sich allein. Ich frchte, dabei bleiben die Schwcheren zurck. Mich berzeugt, wie in der Bibel Gemeinschaft beschrieben wird: als ein Krper mit vielen Gliedern. (1. Korinther 12) Wenn ein Krperteil leidet, dann leiden die anderen mit.

So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht. Ich ziehe aus diesem Satz von Maggie Thatcher die Erkenntnis: Gesellschaft gibt es nicht ohne mich. Jeder einzelne Mensch trgt dazu bei und hat Verantwortung, nicht nur fr sich selbst, sondern fr die Gemeinschaft, zu der er und sie gehrt. Und zu der die gehren, die Untersttzung brauchen. Leidet ein Krperteil, dann leiden die anderen mit.

Mich hat berrascht, was Margaret Thatcher bei ihrer Antrittsrede gesagt hat. Sie hat Worte aus dem Friedensgebet des Heiligen Franziskus von Assisi zitiert: Wo es Streit gibt, mgen wir Harmonie bringen. Wo Irrtum ist, mgen wir Wahrheit bringen. Wo Zweifel qult, Glaube. Und wo Verzweiflung herrscht, wollen wir Hoffnung bringen. In diesem Sinn will auch ich die Gemeinschaft mitgestalten, in der ich lebe. Danke fr diesen Gedanken, Margaret Thatcher!

Es gilt das gesprochene Wort.

Quellen:

Friedensnobelpreistrgerin Europische Union. In: Sddeutsche.de. 12. Oktober 2012.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/gesellschaft-wir-solidaritaet-100.html

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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