Gewissensfrage
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Militrdekan Dirck Ackermann
aus Berlin
Gewissensfrage 31.10.2025
Frieden. Was ist echter Frieden? Wie schliet man ihn? Um solche Fragen geht es in der neuen Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche. Darin kommt auch vor: Inwieweit knnen Christinnen und Christen als Soldatinnen und Soldaten dem Frieden dienen?
Darber hat bereits Martin Luther nachgedacht. Fr den Reformationstag heute habe ich herausgesucht, was der Reformator ber Frieden geschrieben hat. Anlass seiner Schrift: der Aufstand der Bauern in Thringen. Das vereinigte Heer der Frsten hatte in der Schlacht bei Frankenhausen das Bauernheer geschlagen. Genauer gesagt: niedergemetzelt. Tausende von Bauern starben.
Das alles geschah vor 500 Jahren, im Mai 1525. Assa von Kram war einer der Heerfhrer auf der Seite der Frsten. Kurz nach dem Gemetzel traf er Luther in Wittenberg. Noch ganz erschttert von den Schrecken der Schlacht stellt der Hauptmann dem Reformator die Frage: Lsst sich Beteiligung am Krieg mit dem christlichen Gewissen vereinbaren? Vom Zweifel ist die Rede, von der Entscheidung, nie mehr in den Krieg zu ziehen.
Nach diesem intensiven Gesprch verspricht Luther eine ausfhrliche Antwort innerhalb eines Jahres. Er braucht lnger. So komplex ist die Frage, und komplex sind auch die Antworten, ob Kriegsleute im seligen Stande sein knnen, so der Titel seiner Schrift aus dem Jahr 1526.
Vieles, was Luther damals geschrieben hat, bleibt in seiner Zeit verhaftet. Einige seiner Aussagen halte ich auch heute fr wichtig. Das Eine: Soldatinnen und Soldaten handeln nicht auf Grund einer persnlichen Entscheidung, sondern im Auftrag des Staates, im rechtlichen Auftrag. Ihr Dienst ist ein stellvertretendes Handeln fr die Gesellschaft. Sie sind bereit, fr andere einzustehen, im Ernstfall mit dem eigenen Leben.
Das Zweite: Trotzdem bleiben Soldatinnen und Soldaten fr ihr Handeln persnlich verantwortlich. Sie mssen es mit ihrem Gewissen vereinbaren knnen. Ihr Handeln ist immer mit dem Risiko verbunden, schuldig zu werden.
Das Dritte: Deshalb brauchen sie Menschen, die mit ihnen die Fragen des Gewissens errtern und sie in ihrem Tun seelsorglich begleiten. Daher gibt es Seelsorger und Seelsorgerinnen in der Bundeswehr. Sie ermutigen Soldatinnen und Soldaten zur bernahme persnlicher Verantwortung. Sie begleiten sie bei belastenden Erfahrungen. Sie nehmen ihre Gewissensfragen ernst, so wie es Luther damals bei dem Soldaten Assa von Kram tat.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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