Ein Stück Himmel auf Erden

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15327/wort-zum-tage-01112025

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Militrdekan Dirck Ackermann

aus Berlin

Ein Stck Himmel auf Erden 01.11.2025

Auf den ersten Blick sehe ich nur eine berdimensionale Fachwerkscheune. Wre da nicht der Friedhof, der das Fachwerkgebude umgibt. Vgel singen ihr Lied unter der Mittagssonne. Ein Ort der Ruhe und des Friedens. Wie passend, denke ich.

Ich stehe vor der sogenannten Friedenskirche in Schweidnitz in Niederschlesien in Polen. Durch die offene Tr der Fachwerkkirche hre ich ein Musikstck von Mozart. Seine Musik, so sagte einmal ein Theologe, wird im Himmel von den Engeln gespielt.

Als ich in die Kirche trete, ist da nicht nur ein Symphonieorchester bei der Probe. Ich sehe eine himmlische Pracht. Barocke Baukunst erstrahlt in bunten Farben. Alles in Holz gebaut, gedrechselt und bemalt. Zwei- und dreigeschossige Emporen, die Tausenden von Menschen Platz geben. Ich rieche Holz, fast so als wre ich in einer Holzwerkstatt. Hier ist gut sein.

Diese Kirche verdankt sich zher Friedensverhandlungen und der Hartnckigkeit der evangelischen Gemeinden. Der Dreiigjhrige Krieg endet mit dem Westflischen Frieden. Die protestantische Seite erstreitet fr ihre Glaubensgeschwister im nunmehr katholischen Schlesien das Recht, evangelische Gotteshuser zu bauen. Der katholische Kaiser gibt dem Gesuch nach. Aber er stellt Bedingungen, die kaum zu erfllen sind: Die evangelischen Kirchen drfen nur aus Stroh, Holz und Lehm erbaut werden. Ohne Turm und ohne Glocken. Und: Die Bauzeit darf nicht mehr als ein Jahr betragen.

Die Protestanten in Schweidnitz machen das Unmgliche mglich. Innerhalb von nur zehn Monaten bauen sie ihre Kirche. Ursprnglich einfach eingerichtet wird sie im Laufe der Jahre immer ppiger ausgestattet. Am Ende schaffen sie ein barockes Kleinod, ein Stck Himmel auf Erden.

Fr mich ein Symbol: Es bedarf eines zhen Ringens und einer gewissen Hartnckigkeit, will man Orte des Friedens schaffen. Die Kirche ist bis heute ein Ort geblieben, wo man dem Frieden dient und der Vershnung. 1989 beten hier gemeinsam der erste frei gewhlte polnische Premierminister Mazowiecki und Bundeskanzler Kohl als Zeichen der Vershnung. Spter Bundeskanzlerin Merkel und ihre polnische Amtskollegin. An diesem Friedensort unterzeichnen Vertreter der christlichen, jdischen, muslimischen und buddhistischen Religion mit dem Dalai Lama einen Appell fr den Frieden.

Frieden schaffen braucht Mhe und Hartnckigkeit. Aber es lohnt sich. Man kann ein Stck Himmel auf Erden schaffen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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