Das Feuer entfachen, das Feuer hüten

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Superintendent Jan von Lingen

aus Northeim

Das Feuer entfachen, das Feuer hten 08.11.2025

Zweierlei ist ntig: Das Feuer entfachen und das Feuer hten. So erklrt der Mann vom Heimatverein. Es ist am Morgen im Naturpark Solling im Weserbergland. Meine Frau und ich stehen an einer Khlerhtte. Vor uns ein Kohlenmeiler, von Bumen umstanden, wie in frheren Zeiten. Ein meterhoher Kegel, aufgeschichtet aus Holzscheiten, bedeckt mit Erde, Gras und Moos.

Ein Junge fhrt eine lange Stange durch einen Schacht in das Innere des Meilers. An der Spitze der Stange brennt ein Feuer. Kurz darauf steigt der erste Rauch aus dem Kegel auf. Zehn Tage, so hren wir, wird dieser Kohlenmeiler nun brennen und bewacht werden. Der Lohn wird Holzkohle sein, wie sie frher an vielen Orten auf diese Weise hergestellt wurde.

Zweierlei ist ntig: Ein Feuer entfachen und ein Feuer hten. Diese Worte klingen nach lngst vergangenen Zeiten. Denn wer entfacht heute schon sein Feuerzeug oder htet das Feuer im Kamin? Klangvolle Bildersprache.

Mich beeindruckt dieser Kohlenmeiler. Stark, dass ein Heimatverein, ein Dorf, eine Region sich zusammentut, um gemeinsam so ein Projekt auf den Weg zu bringen. Ich denke an andere, gegenstzliche Erfahrungen: Es ist oft mhsam, Menschen zusammenzubringen und zu begeistern. Bei uns zu Hause auf dem Land werden Vereine kleiner. Es finden sich immer weniger Menschen, die sich engagieren und Verantwortung bernehmen. So werden die verschiedenen Milieus und Lebensentwrfe immer mehr zu Inseln und eine gemeinsame Dorf- und Stadtentwicklung wird mhsamer.

Und manchmal lsst die Kraft bei lter werdenden Engagierten auch nach. Vielleicht sind nach jahrelangem Engagement oder einem Ehrenamt die Hnde mde oder zittrig geworden. Oder wir haben uns beim Festhalten des Gewohnten Schwielen geholt oder gar Verletzungen, weil uns so vieles aus der Hand gleitet, ja weil die Welt sich verndert. Da braucht es hin und wieder ein Feuer oder auch nur einen Funken - wie jener, der den Kohlemeiler des Heimatvereins entfacht.

Ein Feuer entfachen. Diese Fertigkeit hat den Menschen zu dem gemacht, was er ist. Industrie und Handwerk brauchen das Feuer. Es schafft Energie, Wrme und schenkt Licht in der Dunkelheit. Menschen sind angewiesen auf Feuerstellen - auch im bertragenen Sinne.

In der Bibel wird der Heilige Geist wie Feuerflammen dargestellt. Gottes Heiliger Geist ist der Funke, der innerlich entzndet, der Geistes-Blitz, der Energien freisetzt und manchmal von einem zum anderen berspringt. Fr mich steckt darin auch eine Anfrage: Brennt noch etwas in mir? Entfache ich ein Feuer bei anderen? Welche Feuer hte ich heute zusammen mit anderen?

Ein Khlerfeuer wird lange gehtet, nicht nur Stunden, sondern Tage und Wochen. Es wird Tag und Nacht bewacht, damit es einerseits genug, andererseits nicht zu viel Sauerstoff hat, um so die Verkohlung zu kontrollieren. Auch darin steckt fr mich ein Bild: Wir drfen die Leuchtfeuer in unserer Welt nicht erlschen lassen. Gemeinschaftsorte, an denen wir zusammenkommen, sind wie Feuerstellen. Auf welche Weise schaffen wir Orte, an denen Menschen sich versammeln? Wie kann ich die wrmenden und lichtschaffenden Feuerstellen in der Gesellschaft hten? Was kann ich dazu beitragen, damit unsere Welt lichter und wrmer wird?

Das Feuer entfachen und das Feuer hten. Diese altertmlichen Wortpaare nehme ich mit, als wir die Khlerhtte verlassen. Mich begleitet der Gedanke: Entfachen und hten mchte ich ganz andere Feuer. Lichtorte, die Wrme geben und nicht zu schnell verbrennen. Die Orte, an denen wir zusammenkommen, sind wie Feuerstellen. In einer Welt, in der oft genug der Eigennutz regiert, will ich, soweit ich kann, diese Gemeinschaftsfeuer entfachen und hten. Es braucht diese kleinen geisterfllten Momente, die mir und uns helfen, das Leben zu meistern und die Welt zu gestalten.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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