Zu seinem Gedächtnis
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrerin Kathrin Oxen
aus Berlin
Zu seinem Gedchtnis 12.11.2025
Ohne ihn wre ein ganzes Fach in meinem Bcherregal leer: Vor ziemlich genau 30 Jahren hat mich jemand auf den Schriftsteller Max Goldt aufmerksam gemacht. Ich kaufte mir den ersten Sammelband mit seinen Kolumnen. Und weil sie mir sehr gefielen, auch alle weiteren, bis heute. Meine soliden Kenntnisse des Werks von Max Goldt verdanke ich diesem einen Menschen, zu dem ich schon sehr lange keinen Kontakt mehr habe. Aber immer, wenn ich im Regal herumrume oder ein neues Buch von Max Goldt erscheint, dann denke ich kurz an ihn.
Dann geht es vom Wohnzimmer in die Kche, und da gibt es diesen Trick mit der leeren Milchtte: Wie faltet man die mglichst flach zusammen, aber so, dass sie nicht wieder aufgeht? Das hat mir jemand vor noch lngerer Zeit einmal gezeigt, damals, als wir zusammen im Zeltlager waren. Dort mussten jeden Tag sehr viele Milchtten vom Frhstckskakao fr hundert Kinder zusammengefaltet werden. Was der Milchttenexperte heute macht, wei ich nicht. Aber diese kleine Erinnerung, die ist ganz zuverlssig.
Fr mich sind diese alltglichen Erinnerungen kostbar. Sie erinnern mich an Zeiten meines Lebens und Menschen, die mir begegnet sind und ihre Spuren hinterlassen haben. Sie wissen alle gar nichts davon. Aber sie gehren zu meinem Leben dazu, wahrscheinlich, bis ich einmal meine letzte Milchtte gefaltet habe und jemand mein Bcherregal ausrumt. Sehr wahrscheinlich habe auch ich im Leben anderer Menschen Spuren hinterlassen, von denen ich gar nichts wei. Denn die Zeit und das Leben vergehen. Daran kann man im November ruhig mal denken. Aber es bleibt auch etwas von uns, zu unserem Gedchtnis.
Genau diese Worte sage ich als Pfarrerin sonntags im Gottesdienst, wenn wir Abendmahl feiern. Zweimal sage ich das. Erst sage ich es ber dem Brot. Dann ber dem Wein. Ich denke dabei an Jesus und an das, was er gesagt und getan hat in seinem Leben, bevor er gestorben ist.
Und wenn dann ein bisschen Zeit ist, weil alle erstmal nach vorne zum Altar kommen mssen, dann denke ich darber nach, was von Jesus, von seiner Botschaft in meinem Leben geblieben ist. Das, was mein Leben bereichert, mir hilft, im Alltag zurechtzukommen. Oder komplizierte Dinge einfacher zu machen. Die Art, wie er Menschen begegnet ist. Sein grenzenloses Gottvertrauen. Was tue ich zu seinem Gedchtnis, wenn der Gottesdienst wieder vorbei ist? Ich hoffe: Man merkt meinem Leben an, dass es Spuren von Jesus enthlt.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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