Coventry

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Kathrin Oxen

aus Berlin

Coventry 14.11.2025

Es ist ein besonders abstoendes Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die deutsche Propaganda meinte, fr ihre Luftangriffe auf Grobritannien ein eigenes Verb erfinden zu mssen: Coventrieren heit es. Vor 85 Jahren, in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 flogen deutsche Bomber einen Angriff auf die Stadt Coventry in Mittelengland.

ber 500 deutsche Bomber warfen die ganze Nacht lang ihre Bombenlast ab. Schon um 20 Uhr stand die Kathedrale St. Michaels in Flammen. Der damalige Dompropst Richard Howard versuchte eigenhndig, die Brnde mit Sand zu lschen, musste aber wegen der andauernden Bombardierung bald aufgeben. Als einzige Kathedrale im ganzen Knigreich wurde die aus dem 14. Jahrhundert stammende St. Michaels-Kathedrale vllig zerstrt.

Aus den ausgeglhten Ngeln der Dachkonstruktion formte man wenig spter ein Kreuz. Als Symbol der kumenischen Nagelkreuzgemeinschaft wurde das Nagelkreuz berhmt.

Heute Mittag, beim Coventry-Gebet in der Kaiser-Wilhelm-Gedchtniskirche in Berlin erzhle ich die Geschichte des Nagelkreuzes. Seit 1987 hat es seinen Platz in der Gedenkhalle in der Ruine des Alten Turms gefunden. Ich erzhle dann auch: Fast genau drei Jahre nach dem Angriff auf Coventry, im November 1943, ist die Gedchtniskirche von britischen Bombern zerstrt worden.

Ich bin dann jedes Mal froh, dass ich noch mehr erzhlen kann. Dass der britische Angriff auf Berlin nicht die Vergeltung fr den deutschen Angriff auf Coventry und andere Stdte in Grobritannien geblieben ist. Sondern dass daraus eine bewegende Geschichte echter Vershnung wurde.

Richard Howard konnte die echten Brnde in seiner Kathedrale nicht lschen. Aber mit seinem Engagement fr Vershnung versuchte er, dauerhaft einen Brand zu lschen, der in Menschenherzen nur allzu leicht zu entfachen ist: Den Hass und den Wunsch nach Vergeltung.

Er sagt schon kurz nach dem Angriff von 1940: Die Kathedrale wird auferstehen, sie wird wiederaufgebaut werden und sie wird der Stolz der zuknftigen Generationen sein, so wie sie der Stolz vergangener Generationen war. Er hat damit recht behalten. Der Wiederaufbau der Gotteshuser ist fertig. Aber Vershnung ist und bleibt eine Aufgabe fr Generationen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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