Tradwifes

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15408/tradwifes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Kathrin Oxen

aus Berlin

Tradwifes 15.11.2025

Die Brtchen fr das gemtliche Frhstck heute htte ich eigentlich selbst backen sollen. Es ist brigens auch gar nicht so schwer, Butter selbst zu machen. Am besten geht das mit so einem altertmlichen Ding mit zwei Quirlen dran. Damit traktiert man die von der Rohmilch geschpfte Sahne. Das dauert zwar eine Weile, aber die Zeit nehme ich mir. Denn ich gehe ja nicht die ganze Woche arbeiten, sondern ich bin zuhause und passe auf meine vielen Kinder auf. Ich lasse sie natrlich nicht fremdbetreuen, sondern erziehe und unterrichte sie selbst. Schlielich habe ich sie zusammen mit meinem Ehemann auch selbst gemacht. Meine Lieblingsbekleidung ist ein Kleid und eine Schrze ber dem sehr oft schwangeren Bauch.

Tradwifes, also vorgeblich traditionell lebende Hausfrauen, sind ein Trend in den sozialen Medien. Da ich natrlich in Wirklichkeit kein Tradwife bin, habe ich gengend freie Zeit, um mir ihr Tun ausfhrlich auf Instagram anzuschauen. Mit einer Mischung aus Unverstndnis und Faszination sehe ich ihnen dabei zu, wie sie sich willig in die Rolle der Ehefrau und Mutter begeben und alles from the scratch, also vom Ursprung an tun. Ambitionierte Tradwifes bauen Gemse selbst an oder halten sich fr die Milch und die Butter eine Kuh.

Und nicht wenige von ihnen meinen, damit einer natrlichen und von Gott gegebenen Ordnung der Geschlechter zu entsprechen. Vor allem in evangelikalen Kreisen ist dieses Denken verbreitet. In der Bibel lassen sich Aussagen finden, die das besttigen. Etwa im Brief an die Epheser, in dem wrtlich steht: Die Frauen sollen ihren Mnner untertan sein. Mit einem kleinen Unterschied: Die Tradwifes von Ephesus produzierten keine Social Media-Inhalte, mit denen sich, wenn es gut luft, auch eine Menge Geld verdienen lsst.

Was ist das also mit den Tradwifes? Der Wunsch nach klarer Rollenverteilung statt dem ewigen Jonglieren mit Familie und Beruf gleichzeitig? Das Ende des Ideals einer gerechten Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern, die sowieso in den seltensten Fllen gelingt? Oder sogar ein antifeministischer Trend, der Frauen endlich wieder dorthin zurckbringen soll, wo sie hingehren, an den Herd?

Ich glaube, mit Argumenten wie dem Risiko einer Scheidung oder ihrer fehlenden Altersvorsorge bringt man kein Tradwife dazu, sich die Schrze abzubinden und ihre Kinder in die Kita zu bringen. Eher mit dem Eingestndnis, dass viele Menschen und besonders Frauen sich berfordert fhlen von dem Anspruch, alles gleichzeitig und alles perfekt zu sein.

Ich gehe arbeiten. Ich habe viele Kinder. Ich habe sogar eine Schrze. Aber die Butter ist aus dem Khlregal und die Brtchen sind vom Bcker. Und nur die Marmelade frs Frhstck, die habe ich selbst gekocht. Bei mir ist alles gleichzeitig. Aber nichts perfekt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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