Feel the Spirit
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht/15415/feel-spirit
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrer Titus Reinmuth
aus Wassenberg
Feel the Spirit 20.11.2025
O-Ton: Es war schon allein berhrend, dass die Leute gekommen sind, obwohl der Sturm getobt hat, dass alle sich eingelassen haben darauf, so skurrile Sachen zu machen, wie ins kalte Wasser mit den Fen zu gehen.
Autor: Yara Hornfeck ist noch ganz beseelt, als sie von diesem Sonntagnachmittag erzhlt. Ein Ausflug an den Badesee mitten im Herbst, obwohl es khl und windig ist. Ein Handtuch und warme Socken mitbringen steht auf der Einladung. Gekommen sind etwa 30 Frauen und Mnner. Einige haben auch ihren Hund mitgebracht, so wie immer, wenn die Pfarrerin zu einer spirituellen Auszeit in der Natur einldt.
O-Ton: Also es geht bei uns ja immer ums Leben. Es geht um das Leben auf dem Hintergrund dessen, dass wir uns in irgendeiner Form getragen fhlen, von einer guten Kraft. Und wenn es eine Jahreszeit gibt, in der ich einmal nachspren kann, wie es ist, wenn mir unangenehme Sachen, irgendwelche Widrigkeiten begegnen, dann ist das der Herbst.
Autor: Sich dem Leben aussetzen. Herausfinden, ob ich mich auch getragen fhle, wenn mir der Wind ins Gesicht blst oder ich im wahrsten Sinne des Wortes kalte Fe bekomme, darum geht es.
Yara Hornfeck ist Pfarrerin, interessiert sich fr Naturpdagogik, ist auerdem Hundeerzieherin und Fachkraft fr tiergesttzte Intervention. Einmal im Monat ldt sie zu einer solchen spirituellen Auszeit in der Natur ein. Diesmal an den See am Rande von Heinsberg. Hier, ganz im Westen von Nordrheinwestfalen, erprobt sie neue Formen von Gemeinschaft und Gottesdienst. Nicht sonntagmorgens in der Kirche, sondern nachmittags drauen in der Natur.
Im Mittelpunkt der Andacht steht meist eine bung. Diesmal sind alle eingeladen, mal die Socken auszuziehen, die Hosenbeine hochzukrempeln und wenigstens mit den Fen ins kalte Wasser des Sees zu steigen.
O-Ton: Wir haben sie dann angeleitet, mal in das Wasser zu gehen, die Klte zu spren, zu spren, wie die Klte auch hochsteigt, je tiefer ich reingehe. Zu gucken, verndert sich was, was macht das mit meinem inneren Gefhl? Habe ich den Impuls rauszugehen? Mchte ich dem nachgeben oder bleibe ich vielleicht noch einen Moment lnger?
Autor: Die meisten sind neugierig und machen mit. Einmal in die Klte! Was braucht man wohl dafr? berwindung? Vertrauen?
O-Ton: Am Anfang ist es total kalt und unangenehm und ich probiere es trotzdem und ich merke dann, ja, ich schaffe das, irgendwas hilft mir, mich zu berwinden. Und hinterher habe ich teilweise sogar noch was Schnes davon, nmlich in dem Fall wirklich warme Fe in den Wollsocken.
Autor: Vielleicht lehrt der Herbst ja vor allem das: mit Vernderungen umgehen. Sich dem Schweren aussetzen. Leben knnen gerade dann, wenn es nicht bequem ist.
O-Ton: Und dabei immer im Hinterkopf zu haben, dass die Geistkraft, die uns alle trgt, eben nicht nur in der Sonne ist, sondern auch in der Klte und auch im Sturm, der mir entgegenblst. Wir neigen immer dazu, uns getragen zu fhlen, wenn es gerade gut ist. Aber gerade da in der Klte tobt das Leben genauso. Und ob ich dieses tobt das Leben Gott nenne oder Geistkraft oder was auch immer, ist da zweitrangig.
Autor: Diese spirituellen Auszeiten stoen immer wieder auf Resonanz. Offenbar suchen Menschen eine solche Atempause. Mal aussteigen aus Arbeit und Alltag, aus all dem, was belastet. Sich verbinden mit der Natur, dem Leben.
O-Ton: Eine Teilnehmerin hat hinterher so berhrend formuliert, dass sie gesagt hat, ja, die schlimmsten Zeiten im Leben haben zu den schnsten Dingen im Heute gefhrt. Also das Schlimmste hat mich etwas ernten lassen, was mich heute trgt. Und diese Erfahrung, dass das Schwere mit dem Segen von oben am Ende oft zu etwas besonders Gutem fhren kann, das war etwas, was bereinstimmend Verschiedene auf sehr persnliche Art berichtet haben.
Autor: Das Schwere annehmen und mit Vernderungen umgehen. Vertrauen haben und die eigene Widerstandskraft strken. Ich glaube tatschlich, das lehrt der Herbst. Vielleicht besonders drauen in der Natur. Da ist das Leben zu spren. Oder Gott, wie manche sagen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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