Erinnern

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Steffen Madloch

aus Berlin

Erinnern 24.11.2025

Gestern war Ewigkeitssonntag. In vielen evangelischen Kirchen wurden die Namen der Verstorbenen des vergangenen Jahres verlesen. Kerzen brannten, es war still. Oft flossen Trnen.

Heute beginnt der Alltag wieder. Und doch klingt dieser Tag nach. Denn Erinnern lsst sich nicht terminieren. Es passiert einfach. Pltzlich ist da ein Geruch, ein Lied, ein Satz und auf einmal ist sie wieder da: die Stimme meiner Mutter. Oder das Lachen des Freundes, der viel zu frh gestorben ist. Das Gesicht der Gromutter.

Erinnern ist mehr als bloes Zurckdenken. Es ist ein inneres Berhren. Es lsst Menschen, die nicht mehr da sind, noch einmal aufleben nicht krperlich, aber in mir. Und manchmal spre ich: Das ist nicht nur ein Bild aus der Vergangenheit. Da bleibt etwas.

Doch was bleibt von einem Leben?

Nicht nur Besitz oder Fotos. Es sind oft kleine Dinge: eine Redewendung, eine bestimmte Haltung, ein geerbter Humor. Vielleicht ein Lied, das sie immer gesungen hat. Oder sein Mut, der mich bis heute strkt.

In der Bibel gibt es einen Satz, der mich in solchen Momenten trgt. Im Buch Jesaja sagt Gott: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen du bist mein.

Ursprnglich sagt Gott das zu seinem Volk. Aber ich hre es auch als Zuspruch fr jede und jeden Einzelnen: Kein Mensch ist Gott je entglitten. Auch nicht im Tod. Wer gegangen ist, bleibt in Gottes Gedchtnis nicht als blasse Erinnerung, sondern lebendig in seiner Ewigkeit. Ich hoffe das auch fr mich selbst: Ich bin gesehen, erkannt. Gott ruft mich mit meinem Namen, mit meinem Schmerz, mit meiner Erinnerung.

Erinnern kann wehtun. Und doch ist es ein Schatz. Denn es zeigt mir: Liebe stirbt nicht, nur weil ein Mensch gegangen ist. Die Liebe bleibt. In mir. In anderen. Und ich glaube auch bei Gott.

So nehme ich diesen Tag heute mit leisen Tnen. Ich denke an die Menschen, die mir fehlen. Ich spre meiner Trauer nach, aber auch meiner Dankbarkeit. Und ich bitte Gott um Trost und darum, dass ich bewahre, was mir geschenkt wurde: Ein Leben, das Spuren hinterlassen hat.

Denn was bleibt, ist mehr, als man oft sieht. Und was trgt, ist oft das, was unsichtbar ist: Liebe. Erinnerung. Hoffnung.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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