Übergänge
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Steffen Madloch
aus Berlin
bergnge 26.11.2025
Manchmal ist das Leben wie eine offene Tr, durch die man noch nicht gehen kann. Das Alte ist noch da, das Neue schon sichtbar. Aber man steckt dazwischen. In dieser Zwischenzeit geschieht viel: Abschied, Unsicherheit, Vorfreude alles zugleich.
Ich denke an Sabine. Sie ist 64 und arbeitet seit ber 40 Jahren als Krankenschwester. Ein Leben zwischen Frhdienst und Sptschicht, zwischen Medikamentenwagen und Patientenbetten. Sie kennt die Gerche, die Routinen, die kleinen Zeichen, an denen man merkt, wie es jemandem wirklich geht.
Noch steht sie jeden Morgen im Dienstplan, macht bergabe, hrt zu, hlt Hnde. Aber in ein paar Monaten wird Schluss sein. Ruhestand. Ich freu mich auf die freie Zeit, sagt sie. Und dann, nach einer kleinen Pause: Aber irgendwie machts mir auch Angst. Wer bin ich, wenn ich nicht mehr gebraucht werde?
Diese Frage kommt aus dem Herzen. bergnge sind selten klar und einfach. Das Alte trgt noch aber nicht mehr lange. Das Neue ist da aber noch unklar. Man rumt Schubladen aus, schreibt letzte Mails, verabschiedet sich und merkt, wie schwer es ist loszulassen.
Solche Zwischenzeiten gibt es nicht nur im Beruf. Auch nach einem Umzug, nach dem Ende einer Beziehung, wenn Kinder ausziehen oder wenn man Abschied nehmen muss. Das Leben kennt viele Schwellen.
Und auf jeder stellt sich dieselbe leise Frage: Wer bin ich, wenn sich alles verndert?
In der Bibel steht: Alles hat seine Zeit: Geboren werden und sterben, pflanzen und ausreien, weinen und lachen. (Prediger Salomo 3) Das klingt so schlicht und ist doch eine tiefe Wahrheit. Es gibt Zeiten, in denen ich anpacke, plane, leiste. Und Zeiten, in denen ich loslasse, weitergehe, Neues lerne. Dazwischen zwischen Ende und Anfang da ist die Zeit, in der Gott besonders nahe sein kann.
Wenn ich mich frage: Wer werde ich sein?, vertraue ich darauf: Gott bleibt auch wenn sich alles andere verndert. Vielleicht ist die bergangszeit sogar eine Einladung, sich selbst neu zu entdecken: Nicht ber Aufgaben, Termine und Rollen sondern ber das, was bleibt. ber Beziehungen. ber Glaube. ber Lebensfreude.
Sabine hat das langsam gesprt. Sie erzhlt: Am Anfang wollte ich gar nicht darber reden. Ich dachte, ich muss einfach durchhalten, bis es vorbei ist. Aber dann hab ich gemerkt: Diese Zeit dazwischen ist auch ein Geschenk. Ich darf lernen, einfach da zu sein, ohne stndig zu funktionieren. Das klingt nach Freiheit. Nach einem neuen Rhythmus. Nach dem Vertrauen: Das Leben geht auch dann weiter, wenn der Kalender leerer wird.
Vielleicht beginnt das Neue genau da: mit dem Mut, das Dazwischen nicht zu berspringen, sondern darin zu leben. Denn Gott geht mit durch alle Tren, auch durch die, die noch auf mich warten.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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