Leises Licht in dunkler Zeit
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Steffen Madloch
aus Berlin
Leises Licht in dunkler Zeit 28.11.2025
Die Tage sind krzer, die Nchte lnger. Morgens ist es dunkel, wenn der Wecker klingelt. Und abends, wenn ich nach Hause komme, ist es das oft schon wieder. Einfach dunkel. Das Jahr neigt sich, und mit ihm wchst eine gewisse Schwere. Viele Menschen spren das krperlich, seelisch.
Und doch: Genau jetzt beginnt das Wachsen des Lichts. Unsichtbar vielleicht, leise, kaum zu bemerken. Aber mitten in der Dunkelheit liegt der Keim fr das Neue.
Diese Zwischenzeit zwischen Herbst und Advent, zwischen Dunkelheit und Licht erinnert mich daran: Hoffnung ist nichts Lautes. Sie drngt sich nicht auf, sie schreit nicht nach Aufmerksamkeit. Hoffnung beginnt oft im Kleinen, unspektakulr. Dort, wo jemand den Mut hat, trotzdem weiterzugehen. Wo eine sagt: Ich halte aus. Oder: Ich glaube, dass es besser werden kann.
Ich denke an eine Frau, die ihren Mann nach langer Krankheit verloren hat. Sie sagte: Die ersten Wochen waren stockdunkel. Ich hab kaum Licht gesehen. Aber dann kam meine Nachbarin eines Morgens mit einem Topf Suppe vorbei einfach so. Da wusste ich: Ich bin nicht allein.
Solche Momente verndern nicht die ganze Welt. Aber sie verndern etwas im Innern. Und das ist vielleicht das Geheimnis der Hoffnung: Sie wchst da, wo Menschen sich gegenseitig nicht aufgeben. Wo eine fr den anderen da ist. Wo trotz allem jemand sagt: Ich sehe dich.
Die Bibel erzhlt viele solcher Geschichten. Von Menschen, die im Dunkeln hoffen. Die Israeliten, gefangen in der Nacht der Fremde, hren die Verheiung: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein groes Licht. Maria, die Mutter Jesu singt, noch bevor das Kind geboren ist: Gott strzt die Mchtigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Das ist keine naive Weltflucht. Das ist Widerstandskraft. Glaube, der nicht verdrngt, sondern vertraut. Ich nehme das als Aufgabe fr diese Tage: Das Leise wahrnehmen. Das Kleine achten. Hoffnung nicht als Feuerwerk erwarten, sondern als flackernde Kerze, die man behten muss gegen den Wind, gegen den Zweifel, gegen die Klte.
Denn Hoffnung braucht Schutz. Sie lebt davon, dass wir sie miteinander teilen. Ein gutes Wort, ein Blick, ein stilles Gebet all das sind Funken, die Wrme schenken. Und manchmal reicht ein solcher Funke, um neu aufzubrechen.
Die Nacht ist vorgedrungen, heit es in einem Adventslied. Der Tag ist nicht mehr fern. Das ist eine Zusage, die trgt: Das Dunkel hat nicht das letzte Wort. Das Licht kommt, auch wenn es leise kommt. Das Licht der Gte, der Nhe, der Hoffnung. Es ist leise, ja aber es ist stark.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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