Die Schrift an der Wand

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/12894

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Auf einmal hält mein Zug. Auf freier Strecke.  

Überrascht schaue ich aus dem Fenster. Wir stehen an einem Bahnhof, an dem sonst nicht mehr viel hält. Unkraut wächst aus den Gleisen. Ein Haus aus Brettern ist verwittert. 

Jemand hat aber etwas ans Haus geschrieben. In großen und roten Buchstaben. Da steht: Gewonnen hat der mit dem größten Grabstein. Ich lese das und verstehe erst nicht. 

Dann lese ich den roten Satz noch einmal:

Gewonnen hat der mit dem größten Grabstein. Ich lese das und verstehe erst nicht. Dann lese ich den roten Satz noch einmal: Gewonnen hat der mit dem größten Grabstein. Das ist mehr als ein Witz. Es ist wohl bissig gemeint und heißt: Du musst doch sterben. Was rennst du dich ab im Leben … mehr als ein großer Grabstein ist auch für dich nicht drin. Da ist jemand, vermute ich, in dämmriger Nacht mit Farbe und Pinsel zum alten Bahnhof gegangen und hat das geschrieben. Wer vorbeikommt, kann es lesen. Nein, soll es lesen. Denk‘ dran, am Ende von allem ist der

Friedhof.

am Ende wartet der Friedhof. Nüchternheit tut gut. Es gibt viele so Pläne, Wünsche und Sorgen. Es gibt viel Kampf um den richtigen Platz in der Welt, manchmal ums Berühmt sein. Und ums Beliebt sein natürlich. Ist auch alles richtig. Manchmal muss das sein. Man ist ja wer. Am Ende wartet aber doch immer der Friedhof. Klug ist, wer das nicht vergisst. Oder sich erinnern lässt durch rote Buchstaben an einem alten Haus. Der Zug steht immer noch. Ein rotes Signal und rote Buchstaben. Meine Augen sehen das Unkraut in den Gleisen und die Schrift am Haus. Draußen sieht es eher ungemütlich aus. Im Zug aber ist es gemütlich. Wenn nur die Schrift an der Wand nicht wäre: Gewonnen hat der mit dem größten Grabstein. Wie ein Zeichen ist das. Von weither. Vergiss nicht, wie und wo alles endet.

Mit roten Buchstaben und einem roten Signal. Ein Wink von weither. Der mir leise sagt: Denk daran; du bist nicht der Herr deines Lebens.

Es gilt das gesprochene Wort.

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