Herzenssache

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/12980

Transkript anzeigen

Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Steffen Madloch

aus Berlin

Herzenssache 06.10.2022

Da liegt es direkt vor mir auf dem Weg: ein rotes Herz. Ein Heliumluftballon, immer noch wohl geformt, aber eben ohne genug Gas innendrin, so liegt das Herz vor mir in einer kleinen Pfütze. Der Himmel spiegelt sich in ihr und Herz und Himmel scheinen sich am Boden in dieser kleinen Pfütze ganz nahe zu kommen.

Was für ein eindrückliches Bild an einem Morgen auf meinem Weg ins Klinikum Neukölln zur Arbeit.

Zwischen Geburtsstation und dem Haupthaus mit Rettungsstelle, Intensivstation und unzähligen anderen Stationen des Klinikums Neukölln ist dieser Luftballon gelandet.

Welche Wünsche wurden wohl mit ihm gen Himmel geschickt? Mir kommen viele ausgesprochene und unausgesprochene Wünsche in den Sinn, getragen von der Sehnsucht nach Erfüllung. In Gedanken hänge ich für einen Moment meine Wünsche an dieses Herz in der Pfütze. Und es wird mehr ein Gebet daraus.

Gott, lass endlich Frieden werden auf der Welt! Hilf, dass es keinen Hass und keine Feindschaft mehr unter den Menschen gibt! Bewege Menschenherzen, dass sie die Welt in ihrer Vielfalt an Farben und Formen als großes Geschenk erkennen! Und lass meine Familie heil durch alle Herausforderungen kommen und schenke uns Gesundheit und Glückseligkeit.

Und ich stelle mir vor, wie der Herzballon abhebt - in den Himmel tanzt, getragen vom Wind und wie er sich verliert im unendlichen Blau des Himmels.

Und die Melodie eines Sehnsuchtsliedes steigt in mir auf und fliegt mit dem roten Herzen Richtung Himmel: Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

Und dann liegt es da - dieses luftige Herz in einer kleinen Pfütze direkt vor meinen Füßen. Ist doch alles zu schwer? Zu viel? Zu unrealistisch?

Der Himmel spiegelt sich in der Pfütze und Himmel und Herz sind hier ganz nah beieinander. Ich spüre, wie dieses Bild zu mir spricht: „Es liegt doch alles vor dir, fang an! Jetzt und hier! Schicke deine Wünsche nicht nur gen Himmel, lass sie vielmehr in dir wach und reif werden und werde aktiv, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Du bist gefragt und du wirst gebraucht und du kannst selber etwas tun.“ Und ich erkenne, wie viele um mich herum ähnliche Wünsche haben und diesen nachgehen, sich engagieren für eine bessere und gerechtere Welt. Vielleicht hat mancher Aufbruch ja auch so ähnlich angefangen mit einer kleinen Pfütze, in der der Himmel dem Herzen ganz nah gekommen ist.

Es gilt das gesprochene Wort.

Pfarrer Reinhold Truß-Trautwein (reinhold.truss-trautwein@gep.de)

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.