Frieden
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/13342
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrerin Kathrin Oxen
aus Berlin
Frieden 21.04.2023
Wann ist Frieden, endlich Frieden? Ich habe ein Friedenslied von Reinhard Mey aus dem Jahr 1994 aus aktuellem Anlass wieder gehört. Und ich musste erst einmal recherchieren, welche damals aktuellen Konflikte ihn wohl zu diesem Lied bewegt haben mögen. Ist ja schon so lange her. Das sehe ich an mir selbst. Damals, vor knapp dreißig Jahren, kam ich gerade zum Studieren nach Berlin.
Das Internet sagt: 1994 war Krieg in Bosnien und in Kroatien. Und in Tschetschenien. Und dann noch der grauenhafte Völkermord in Ruanda. Ach ja, stimmt ja. Traurig habe ich den Laptop wieder zugeklappt, traurig auch darüber, wie vergesslich ich selbst bin und wie ungerührt. Ich hatte damals wohl andere Sorgen, den Umzug in die große Stadt wahrscheinlich und die Aufregung darüber, mit meinem Freund zusammenzuziehen.
Gegen die allgemeine Ungerührheit ansingen, das wollen die meisten Lieder, in denen es um den Frieden geht. Sie setzen auf Emotionen, auf Bilder, manchmal auch aufs drastische Ausmalen der Schrecken des Krieges. Das ist auch bei den Klassikern des Friedensliedes so, „Blowin‘ in the wind“ und „Sag mir, wo die Blumen sind“.
Wann ist Frieden, endlich Frieden / und das Ende der Barbarei? Anders als ich bekommt diese Frage keine Falten. Sie bleibt geradezu widerwärtig jung, seit 1994 und natürlich in allen Jahrzehnten davor, in dem blutigen 20. Jahrhundert. Und sie stellt sich im 21. Jahrhundert. Der Krieg in der Ukraine ist auch deswegen so schwer zu ertragen, weil hier Menschen sterben im Kampf für ihre Freiheit und Unabhängigkeit.
Das ist ein wichtiger Unterschied zu den meisten anderen Kriegen. Die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten kämpfen und sterben, weil sie ihre Freiheit und die Demokratie verteidigen. Das ist eine Rarität der Geschichte. Und es ist zu spüren, wie schwer es den immer schon friedensbewegten Menschen fällt, damit umzugehen, auch und gerade in der Kirche Ich bin und bleibe trotzdem mit ihnen verbunden. Wenn ich die Bilder in den Nachrichten sehe und bald bestimmt ein paar Falten mehr bekommen haben werde von all dem Schrecklichen, das ich mir ansehen muss. Ich frage mit ihnen die uralte und ewig junge Frage: Wann ist Frieden, endlich Frieden / und das Ende der Barbarei?
Es gilt das gesprochene Wort.
Pfarrer Reinhold Truß-Trautwein (reinhold.truss-trautwein@gep.de)
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