Violett

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/13515

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Hannes Langbein

aus Berlin

Violett 14.06.2023

Gibt es eigentlich violette Tage? – Der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, der Buß- und Bettag, ist im Kirchenjahr traditionell violett. Auch der Aschermittwoch, der Beginn der Passionszeit, trägt violett als liturgische Farbe. Beide Tage verbinden sie mit einem Moment der Verwandlung: Sowohl am Buß- und Bettag als auch am Aschermittwoch geht es um Verwandlung: Um Umkehr, Transformation, Neubeginn durch die Einsicht in die eigene Endlichkeit und Fehlbarkeit.

Violett ist selbst eine Übergangsfarbe: Sie changiert zwischen Rot und Blau. Je nachdem, welcher Anteil überwiegt, tendiert sie in Richtung Pink oder Lila. Violett gilt daher als wenig beständig, aber auch als festlich: Weil sie in der Natur vergleichsweise selten vorkommt und von daher einen „übernatürlichen“ Ruf genießt: Purpur, eine Spielart des Violetten, die Farbe der Kardinäle, Violett die Farbe der Priester – auch die Farbe der Pilgerinnen und Pilger: Pilger sind auf dem Weg, im Übergang, inmitten einer Verwandlung…

Für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz entsteht gerade im Erzgebirge rund um Chemnitz der so genannte „Purple Path“, der „Purpurne Pfad“: ein Pilgerweg der zeitgenössischen Kunst, an dem sich vor allem auch die Kirchen beteiligen. Der Weg führt durch einen Landstrich, der im Umbruch ist und sich verwandelt: Nach dem Ende der Bergbauindustrie muss sich die Gegend neu finden, neue Wege gehen. Neue Arbeitsfelder müssen erschlossen werden, zugleich sollen alte Traditionen wieder ausgegraben und neu belebt werden. Der „Purple Path“, die Kunst, soll dabei helfen.

Kunst kann das. Weil sie das „Neue-Wege-Gehen“, die Verwandlung gelernt hat. - Nicht umsonst wird in vielen Städten in Deutschland der violette Aschermittwoch als „Aschermittwoch der Künste“ gefeiert: Künstlerinnen und Künstler treffen Kirchenmenschen, um sich gemeinsam auf ihre je eigene Kraft zur Verwandlung zu besinnen. Auch „Die Farbe Lila“, ein Buch der US-amerikanischen Autorin Alice Walker, zeigt diese Kraft der Verwandlung durch die Kunst: Mit ihrem 1982 erschienenen Roman über eine afroamerikanische Frau, die sich in den amerikanischen Südstaaten gegen Unterdrückung und Missbrauch zur Wehr setzen muss, hält sie der Gesellschaft einen Spiegel vor – und macht zugleich Mut, weckt Energie zur Veränderung. Kunst verwandelt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Pfarrer Reinhold Truß-Trautwein (reinhold.truss-trautwein@gep.de)

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