Grün
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/13516
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Hannes Langbein
aus Berlin
Grün15.06.2023
Warum ist die Hoffnung eigentlich grün? Könnte sie nicht auch pink oder rot oder blau sein? – Am Gründonnerstag feiern die Kirchen das letzte Abendmahl Jesu Christi – die Kirche der ersten Jahrhunderte feierte die jährliche Wiederzulassung reumütiger Sünder in die Gemeinschaft des Abendmahls. Ein Grund zur Hoffnung! In manchen Gegenden wurde an diesem Tag ausschließlich grünes Gemüse gegessen oder man säte die ersten Samen aus.
Vermutlich hat der Hoffnungsschimmer seine Farbe dann aber doch am ehesten vom ersten Grün des Jahres. Es gibt dieses frische, etwas ins Gelb tendierende Grün der jungen Blätter, mit dem sich das Aufblühen eines Jahres ankündigt – und sich mit der Natur zugleich die Seele regt: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit, an deines Gottes Gaben!... Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide.“ So dichtet das Paul Gerhardt in seinem berühmten Lied – und lobt den Schöpfer für das Erwachen und Wiedererwachen der Natur, die Kraft des Wachstums und die Fülle der Schöpfungsgaben.
Man merkt es sofort, wenn Grün fehlt: Wenn Städte und Straßen zu wenig Grün haben, wird es sofort unwirtlich. In Berlin gibt es seit 1915 den so genannten „Dauerwaldvertrag“: Der „Zweckverband Großberlin“ kaufte vom Preußischen Staat für 50 Millionen Goldmark große Waldflächen, die damals außerhalb der Stadt lagen, und verpflichtete sich, diese weder zu bebauen, noch zu verkaufen. Dank diesem Vertrag hat Berlin mehr Grün als andere europäische Metropolen.
Trotzdem könnte es deutlich mehr sein. Nicht umsonst hat Urban Gardening in den letzten Jahren Konjunktur: Kleine grüne Oasen, kleine Paradiese entstehen inmitten der versiegelten Steinwüsten unserer Großstädte. Menschen nehmen das Grün selbst in die Hand, wandern mit Seedbombs und Samentüten durch die Städte. Auch Beikräutern, die ihr Dasein ehemals als Unkräuter fristeten und als solche bekämpft wurden, werden zunehmend Lebensräume zugestanden.
Im Berliner Kulturforum, dem als unwirtlich verschrienen Kulturquartier zwischen Neuer Nationalgalerie, Philharmonie und St. Matthäus-Kirche, planen die Anrainer gerade ein großes Urban Gardening-Projekt mit dem Künstlerduo Le Balto: Das Kulturforum soll grüner werden. Auf lange Sicht soll das Kulturforum zu einer Verlängerung des benachbarten Tiergartens werden. So war das historisch einmal gedacht. So soll es wieder werden, damit die Seele der Stadt grünen kann. Die Hoffnung ist grün.
Im Berliner Kulturforum, dem als unwirtlich verschrienen Kulturquartier zwischen Neuer Nationalgalerie, Philharmonie und St. Matthäus-Kirche, planen die Anrainer gerade ein großes Urban Gardening-Projekt mit dem Künstlerduo Le Balto: Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Reinhold Truß-Trautwein (reinhold.truss-trautwein@gep.de)
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