Ein angesehener Mann

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/13665

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Evamaria Bohle

aus Berlin

Ein angesehener Mann26.07.2023

Er ist ein angesehener Mann. Ein Verantwortungsträger. Er hat sich das nicht ausgesucht, aber er nimmt es ernst. Eigentum verpflichtet. Und jetzt steht er tatsächlich vor diesem Wanderprediger. Ein geistlicher Lehrer, an dem sich die Geister scheiden. Das interessiert ihn, das Unangepasste. Ein Freund hatte von einem Gespräch erzählt. Mit glänzenden Augen: Über ewiges Leben, ein Friedensreich und wie man dahin kommt und darüber, dass man als Erwachsener neu geboren werden kann. Befremdlich. Aber etwas in ihm ist seitdem unruhig, irritierend sehnsüchtig. Reich Gottes. Wo soll das sein? Wenn das möglich wäre: echter, gerechter Frieden… - Wenn er tatsächlich noch einmal neu anfangen könnte – in seinem Alter? Was würde er anders machen?

Er steht also mit dieser unvernünftigen Hoffnung vor diesem Wanderprediger – nachzulesen im Markusevangelium, Kapitel 10.  Und er hat sogar die Frage gestellt nach diesem ewigen Leben – und wie man es bekommt. Aber der Typ enttäuscht. Von wegen originell: Er kommt wenig innovativ mit der Nächstenliebe und den zehn Geboten um die Ecke: „Du sollst nicht töten, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis geben...“ Echt jetzt?

Woher die Wut kommt, die plötzlich heiß in ihm aufsteigt, und die patzige, peinliche Antwort… - Jemand kichert. Er kann die Gedanken der anderen förmlich spüren: „Arroganter Angeber. Na klar, er hat alle Gebote gehalten. Von Jugend auf.“

Und dieser Jesus sieht ihn an. Und dann sagt Jesus in die peinliche Stille hinein, dass es noch einen anderen Weg gäbe: Er solle verkaufen. Alles. Und es den Armen geben. Und ihm nachfolgen. Was für ein vollkommen unmöglicher Vorschlag: Er kann doch nicht „alles“ verkaufen. Er trägt Verantwortung – und es würde niemandem helfen. Nicht zu verantworten. Die Antwort ist Nein. Die Antwort tut weh.

Jesus sieht ihn an. Er ist ein angesehener Mann. Aber dafür kann er sich nichts kaufen. Friedensreich, ewiges Leben. Die Tränen sitzen im Hals. Halte die Gebote! Er wendet sich ab. Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Das Reich Gottes – geschenkt. Er hat sich das anders vorgestellt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Pfarrer Reinhold Truß-Trautwein (reinhold.truss-trautwein@gep.de)

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