Weine nicht, aber schrei!

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14019

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Julia Rittner-Kopp

aus München

Weine nicht, aber schrei! 25.01.2024

No Woman no Cry, weine nicht, aber schrei. Ich singe lautstark mit. Da bin ich 17. Die Liedermacherin Bettina Wegner hat den Bob-Marley-Song umgeschrieben. Sie besingt eine Frau, die leise duldet, brav mitmacht, Vater, Brüder, Ehemann machen lässt. Sie wird schwanger, siebenmal, der Kindsvater verlässt sie. Gewalt, Schläge, sexualisierte Gewalt. Sie weint heimlich. Alles immer heimlich. Und allein.

Ich mit meinen damals 17 Jahren und meinem wohlbehüteten Elternhaus kenne das alles nur aus Büchern und Filmen. Und aus der Zeitung. Und doch verbindet sich meine Seele hier mit dieser Frau. Ich will nicht, dass sie alleine ist. Ich will schreien.

„Lass dir sagen, du bist nicht alleine“, singt Bettina. „Es gibt hundert solcher Frau´n wie dich. Und noch tausend mehr, um die ich weine. Schrei ab jetzt, das ist nicht lächerlich!“

Ja, Lautwerden ist alles andere als lächerlich. Es ist bitter nötig.

Heute wird eine von der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragte Studie veröffentlicht. Über sexualisierte Gewalt an unter 18-jährigen in der Evangelischen Kirche und Diakonie. Die Kirche stellt sich diesem Schmerz und den Verbrechen an Schutzbefohlenen. Es geht um Aufklärung. Und um allergrößtmöglichen Schutz für die Betroffenen. Keinerlei Heimlichtuerei. Kein Vertuschen. Kein Kleinreden. Wer betroffen ist, bleibt es ein Leben lang. Weine nicht, aber schrei. Reden, zuhören. Niemanden alleine lassen.

Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten – diesen Segen

Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten – diesen Segen würde ich am liebsten zum Himmel schreien: Schutz und Schirm vor allem Bösen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)

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