Ein Stückchen Himmel

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14025

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Michael Becker

aus Kassel

Ein Stückchen Himmel 08.02.2024

Heute möchte ich mal ein bisschen schwärmen. Über einen Gedanken von Marcel Proust (1871 - 1922), französischer Schriftsteller, gestorben 1922. Der ist berühmt durch sieben Bücher mit dem Titel „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Nicht leicht zu lesen, ich habe es nicht geschafft. Marcel Proust war oft schwermütig, lag im Bett, bekam Besuch, trank Tee und aß Kuchen mit seinen Gästen. Wenn er aber alleine war und bei Kräften, schrieb er an seinen Büchern. Gleich im ersten Band steht der wunderschöne Satz: Halten Sie stets ein Stückchen Himmel frei über Ihrem Leben.

Das ist herrlich. Als sei irgendwo in meinem Kopf oder meiner Seele ein kleines Fenster offen: Halten Sie stets ein Stückchen Himmel frei über Ihrem Leben. Ich kann nicht alles wissen oder glauben. Niemand weiß in allem Bescheid und tut nur das Gute und Richtige. Kein Mensch hat immer die Liebe, die nötig ist. Oft sind wir nicht weise genug für die Welt – oder für die vielen Sorgen, die um uns sind oder die wir selber haben. Da ist es klug, wenn ein Fensterchen offen bleibt Richtung Himmel. Es gibt ja noch mehr als mein Leben, mehr als diesen Tag und seine Sorgen. Es gibt ja auch noch die Hoffnung, dass der Himmel mich behütet, vielleicht sogar mal eingreift zum Guten. Vor allem aber gibt es die Hoffnung, dass ich mit mir und den Sorgen nicht alleine bin.

Ein Stückchen Himmel frei halten heißt: immer ein wenig mit Gott rechnen. Also mit Güte rechnen und Zuversicht. Oft wissen wir nicht, wo Gott ist und ob er auf uns aufpasst. Wir müssen das auch nicht wissen. Es genügt schon, damit zu rechnen. Gott ist immer eine Möglichkeit. Und bevor es zu dunkel wird und zu trostlos in meinem Gemüt, schaue ich durch mein offenes Fensterchen in das Stückchen Himmel - und hoffe. Oder versuche zu hoffen. Zeige dich mir, Gott, hoffe ich dann. Ich will ja gar nicht, dass gleich alles besser wird. Ich will nur ein bisschen Trost, Zuversicht. Will fühlen, dass ich nicht alleine bin, dass du, Gott, mich siehst. Dann geht es mir gleich etwas besser. Und der neue Tag kann kommen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)

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