Erfolg

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14098

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Marie Marondel

aus Berlin

Erfolg 06.03.2024

Ich blicke auf das Stück Stoff in meinen Händen. Lasse den Saum durch meine Finger gleiten. Die Naht schlängelt sich mal näher, mal weiter weg an der Stoffkante entlang. Das ist nun der kritische Moment, in dem ich beurteile, ob ich mit meiner Arbeit zufrieden bin, ob ich Erfolg hatte bei meinem Nähprojekt.

Ich frage mich, was ich in dieser Situation einer guten Freundin sagen würde. So etwas wie: „Das ist schön geworden!“ Punkt. Kein Aber. Kann ich dasselbe auch zu mir sagen? Eigentlich schon, aber mit mir selbst bin ich oft kritischer. Vielleicht finde ich einen Mittelweg. Also, ich stelle fest: Die Naht ist tatsächlich etwas schief. Aber das Kleidungsstück im Ganzen, mag ich sehr. Die meisten Menschen werden die schiefe Naht wahrscheinlich gar nicht sehen und ich werde das Kleidungsstück mit Stolz tragen.

Denn meinen Erfolg mache ich nicht allein an der Geradlinigkeit der Saumnaht fest, sondern daran, dass ich es tatsächlich geschafft habe, ein Kleidungsstück zu nähen, das mir passt und gefällt. Die Freude darüber wird größer sein als meine Enttäuschung über die schiefe Naht. So nehme ich es mir zumindest vor. Aber so einfach ist es leider nicht. Oft setze ich mir zu hohe Ziele und bin enttäuscht, wenn ich es nicht schaffe. Oder ich vergleiche mich mit anderen und mache meine Erfolge dadurch kleiner, als sie sind. Das ist schade.

„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“ ist ein Sprichwort, das auf Worte von Jesus zurückgeht. Jesus stellt die rhetorische Frage, ob man ein Licht anzündet, um es anschließend unter das Bett oder einen Scheffel zu stellen, also es zu verstecken. (Matthäus 5,15) Natürlich nicht! Stattdessen bekräftigt Jesus die Seinen: Ihr seid das Licht der Welt! Zeigt, was ihr im Glauben an Gott Gutes tut!

Stell dein Licht nicht unter den Scheffel! Das ist zum Sprichwort geworden und meint heute auch: Versteck deine Talente nicht! Zeig, was du kannst! Sei selbstbewusst! Wir haben diesen Funken in uns. Ein Talent, Lebenserfahrung, Empathie, Zuversicht… was auch immer uns persönlich ausmacht. Das können und sollen wir nutzen. Für andere oder für uns selbst, in jedem Fall für etwas Gutes. Schon die kleinste Geste kann der größte Erfolg sein.

Und was bedeutet das für mich an meiner kleinen Nähmaschine? Ich bin selbstbewusst und sage mir das, was ich auch einer Freundin sagen würde: Wie schön, dass ich mir die Zeit dafür genommen habe! Ich sehe meine Fortschritte und wie viel Liebe und Aufwand in diesem Projekt stecken.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)

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