Frisch gebügelt in den Tag

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14451

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Martin Vorländer

aus Frankfurt am Main

Frisch gebügelt in den Tag 21.08.2024

Am Morgen will ich zu dem Hemd greifen, das ich für heute vorgesehen habe, und stelle fest: Ich habe es zwar frisch gewaschen, aber nicht gebügelt. Also schnell das Bügelbrett aufgeklappt und das Bügeleisen eingeschaltet. Wie man Hemden bügelt, habe ich als Jugendlicher von meiner Großmutter gelernt.

Sie hat mir ihre Methode gezeigt: Zuerst hat sie die festen Teile gebügelt, also Kragen, Schulterteil, Manschetten und Knopfleisten. Das gibt dem Hemd Halt. Erst dann kommen die großen Flächen dran – die Ärmel, Vorder- und Rückseite. Immer wenn ich Hemden bügele, denke ich an meine Großmutter. Das macht diese manchmal lästige Pflicht zu etwas Liebevollem.

Natürlich hat mir meine Großmutter weit mehr vermacht als Bügeltechnik. Ihren Humor, ihr liebstes Kirchenlied „Befiehl du deine Wege“, die Geschichten aus ihrem Leben, zum Beispiel, wie sie meinen Großvater kennengelernt hat. Ohne diese Begegnung würde es mich schließlich nicht geben. Sie hat mir ein Stück Identität und ein Vermächtnis mitgegeben.

Denkt an das, was euch eure Väter und Mütter vermacht haben. Dazu ruft die Bibel oft auf. Die Glaubenserfahrungen derer, die vor euch waren, sind ein Vermächtnis. Einmal erinnert Mose das biblische Volk Israel an die Grundregeln des Lebens, die Gott ihm verkündet hat (5. Mose 4,5-20): die Zehn Gebote. Sie geben Halt, wenn man sich in die großen Weiten des Lebens aufmacht.

Zehn klare Sätze, die davor bewahren, dass Menschen sich gegenseitig belügen, bestehlen, betrügen, töten. Zehn Sätze, die die Achtung hochhalten. Die Achtung vor Gott und die Achtung vor anderen Menschen.

Besonderen Wert legt Mose auf das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Gott ist weder Mann noch Frau. Gott geht nicht auf in der Natur. Gott findest du nicht einfach am Himmel, nicht in Sonne, Mond und Sternen.

Wo und wer ist Gott dann? Gott ist es, der dich befreit aus dem, was dich gefangen hält. Gott nimmt dich an und sagt: Du gehörst zu mir. Ich gehe mit dir durch Feuer und Wasser. Mit dir will ich mich untrennbar verbinden.

Ich könnte also auch glatt mit zerknittertem Hemd in den Tag hineingehen. Aber mit gebügeltem Hemd starte ich mit der schönen Erinnerung an meine Großmutter und an das, was dem Leben Halt gibt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)

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