Ruf nach Freiheit und Frieden
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14678
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Dirck Ackermann, evang. Militärdekan
aus Berlin
Ruf nach Freiheit und Frieden 31.10.2024
Heute ist Reformationstag. Am 31. Oktober 1517 machte der junge Wittenberger Theologe, Martin Luther, seine 95 Thesen publik an der Schlosskirche zu Wittenberg. Die Veröffentlichung ist der Beginn einer weltweiten Bewegung, die nicht nur die Kirche verändern sollte. Sie stürzt die ganze damalige Weltordnung um.
Zur Erinnerung an Luther im Jahr 1983 gab es in dem kleinen Wittenberg wieder ein Ereignis, das Folgen hatte. Wieder ist ein Theologe mit im Spiel. Friedrich Schorlemmer, evangelischer Pfarrer an der Schlosskirche in Wittenberg.
1983, Zeit der Friedensbewegung in den beiden deutschen Staaten. Die Friedenbewegung der DDR hatte als Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“. Sie knüpfte damit an eine Friedensvision aus der Bibel an: Eines Tages werden die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden. Die Völker werden ohne Gewalt miteinander leben.
Zu dem Slogan gab es in der DDR ein Bild: Ein Schmied bearbeitet mit seinem Hammer ein Schwert und formt es zu einer Pflugschar. Ursprünglich stammt das Motiv von einer Bronzeskulptur, die die Sowjetunion der UNO als Symbol des Weltfriedens 1959 geschenkt hatte.
Trotz dieser Anlehnung an das sowjetische Denkmal hat die DDR-Regierung den Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ und das Bild für illegal erklärt. Aber davon lässt sich der Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer nicht abschrecken. Während eines Kirchtages im September 1983 lässt er im Lutherhof direkt vor Luthers ehemaliger Wohn- und Wirkungsstätte ein Schwert zu einer Pflugschar umschmieden.
„Schwerter zu Pflugscharen“. Unter diesem Motto versammeln sich dann 1989 Menschen zu wöchentlichen Friedensgebeten. Am bekanntesten sind die Friedensgebete in der Nikolaikirche in Leipzig sowie in der Gethsemanekirche und Zionskirche in Berlin.
Gebetstreffen als Orte des Friedens, aber auch Freiheitsorte inmitten eines totalitären Regimes. Die Friedensgebete waren ein Ursprung für die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Die Proteste für Meinungs-, Presse-, Reise- und Versammlungsfreiheit führten zum Systemsturz – friedlich. Ohne Gewalt. Vor 35 Jahren.
Am Reformationstag heute denke ich an die Aktion in Wittenberg und an den Wittenberger Theologen Friedrich Schorlemmer. Er ist Anfang September im Alter von 80 Jahren gestorben. Es gibt Menschen, die haben Zeichen gesetzt für Freiheit und Frieden. Solche Menschen brauchen wir auch heute.
Es gilt das gesprochene Wort
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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