Sankt Martin
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pröpstin Christina Maria Bammel
aus Berlin
Sankt Martin 11.11.2024
Haben Sie schon mal aus Zeitungspapier, Farbe, Bindfaden und einem kleinen Licht eine Gans gezaubert? Ich bin alle Jahre wieder gescheitert, kurz vor dem Martinstag. Der ist heute am 11. November in Erinnerung an einen Bischof namens Martin von Tours.
Kein Martinstag ohne ein Eltern-Kinder-Laterne-Basteln in Vorbereitung auf den singenden Lichterzug am Martinstag. Nur war dieses Basteln für mich mit meinen unbegabten Händen ein Stresstermin in der Kindergartenzeit meiner Töchter. Dabei wollten sie doch nur, dass die Gans wie eine Gans aussieht und nicht wie ein aus der Form geratener Schneeball.
Meine Töchter sind künstlerisch weitaus begabter als ich. Das hat sich von Jahr zu Jahr deutlicher gezeigt. Inzwischen sind sie dem Kindergartenalter längst entwachsen und laufen am Martinstag nicht mehr mit leuchtender Gans in der Hand selig und stolz durch dunkle Straßen. Sie wissen aber umso besser von der Sehnsucht nach Licht gerade in dunklen Zeiten.
Die dunklen Zeiten aufzuhellen, muss eine besondere Gabe des berühmten Martin von Tours gewesen sein. Es wird erzählt, wie er als römischer Soldat seinen Mantel mit einem Bettler teilte. In der Nacht darauf begegnete ihm Jesus im Traum und hatte die Mantelhälfte an, die Martin dem Bettler gegeben hatte. Martin lässt sich daraufhin taufen und scheidet aus dem Militärdienst aus.
Er soll zu seinem Kommandeur gesagt haben: „Bis heute habe ich dir gedient, Herr, jetzt will ich meinem Gott dienen und den Schwachen. Ich will nicht mehr länger kämpfen und töten. Hiermit gebe ich dir mein Schwert zurück. Wenn du meinst, ich sei ein Feigling, so will ich morgen ohne Waffen auf den Feind zugehen.“
Nicht mehr länger sinnlos töten – schon gar nicht für König oder Kaiser. Was für eine innere Freiheit und Kraft muss Martin in seinem Christusvertrauen gefunden haben. Nur so konnte er sich gegen die Eroberungswut eines Kriegsherrn entscheiden und für den Dienst für alle, die seine Hilfe brauche.
Martin wird eine Lichtgestalt für viele. Als die Stadt Tours einen neuen Bischof sucht, wollen die Leute keinen anderen als ihn. Aber Martin sah sich nicht dazu in der Lage und versteckte sich lieber bei den Gänsen. Die haben ihn durch ihr Geschnatter verraten. So wird Martin doch Bischof, ein legendär guter.
In den Jahrhunderten nach seinem Tod hat man ihn zu einer Ikone der Nächstenliebe, einem Heiligen Europas und einem Lichtzeichen der Barmherzigkeit gemacht.
Die Wirkungskraft solcher Legenden scheint manchmal nicht stärker als ein Bindfaden und nicht heller als ein kleines Licht. Es kommt darauf an, mit dieser Bindfaden-Kraft nicht allein zu bleiben. Wenn die Laternen heute Abend leuchten, sollen sie leuchten auch für alle, die gerade sehr viel einsetzen, damit diese Welt friedlicher, freier und heller wird.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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