Hummus, der nach Frieden schmeckt
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pröpstin Christina Maria Bammel
aus Berlin
Hummus, der nach Frieden schmeckt 12.11.2024
Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen. (Sprüche 25,15) Ich gebe zu, das ist ein drastisches Bild. Übrigens ein biblisches Bild aus dem Buch der Weisheitssprüche. Es beschreibt, wie stark eine glaubwürdige, aber nicht gewaltvolle Haltung sein kann. Eine sanftmütige Haltung ist alles andere als Schwäche. Sie ist die kraftvolle, wenn nicht sogar mutige Entscheidung, auch den stärksten Widerstand gewaltfrei zu überwinden.
Mit geduldigen Worten lassen sich Menschen umstimmen, ob mächtig oder nicht. Die Sanftmütigen, sagt Jesus in der Bergpredigt, werden sogar das Land erben. Aber die Sanftmütigen scheinen im Moment nicht das beste Image zu haben. Die Sanftmut steht im Verdacht, wohl doch nicht so wirksam zu sein.
Aber ich bleibe dabei: Keine Zunge sollte der Gewalt das Wort reden. Zungen sind für Anderes und Besseres geschaffen. Das ist mehr als eine Geschmackssache. Ich denke an zwei ausgesprochen begabte Männer, die mitten in Berlin Menschen auf eine Geschmacksreise durch Israel und Palästina nehmen. Mit Rezepten von traditioneller Shakshuka und Falafel bis hin zu modernen Hummus-Kreationen.
Von den beiden Gastronomen, dem Israeli Oz Ben David und dem Palästinenser Jalil Dabit, ist bekannt, wie ihre ungewöhnliche Freundschaft mit einem Teller Hummus begann. Sie erzählen in ihrem Buch, wie sie ihr gemeinsames Restaurant zu einem Raum haben werden lassen, in dem Freundlichkeit, Freundschaft und eine friedliche Tischgemeinschaft jeden Abend neu entstehen können.
Sie nennen ihr Restaurant „Kanaan“, nach dem biblischen Kanaan, wo es genug für alle gibt, wo Milch und Honig fließen. Aus Dabits und Ben Davids Geschichten und Rezepten wurde ein Kochbuch mit Erinnerungen. Sie erzählen aus ihren beiden so verschiedenen Familien und lassen dabei viel Platz für Linsenpastete, Couscous und gefüllte Weinblätter.
Für mich ein Kochbuch des Friedens in so friedloser Zeit. Ein Kochbuch? Im Ernst? Ja, gerade in einer Zeit, in der Tugenden wie Sanftmut und Geduld schnell verlacht werden, sehne ich mich nach Orten, an denen gemeinsam, friedlich und freundlich vom Leben erzählt wird und nicht von seiner Vernichtung.
Zur Zeit tut die Sehnsucht nach Frieden schon regelrecht weh. Umso besser ist es zu wissen, dass sich Menschen gegenseitig den Tisch decken, füreinander kochen, aufeinander hören, sich ausreden lassen, vielleicht sich auch in ihren Ansichten sanft umstimmen lassen. Und dabei gemeinsam das Essen genießen, denn so sagen es Ben David und Dabit: „Ein gutes, gemeinsames Essen ist wie eine Umarmung.“ Selig sind, die nicht nur vom Frieden erzählen, sondern auch in seinem Namen kochen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Literaturangaben:
1) Quelle: Ben David, Oz; Dabit, Jalil; Patrikiou, Elissavet. Kanaan - das israelisch-palästinensische Kochbuch: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Kochbuchpreis Bronze 2023 (S.11). Südwest Verlag.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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