Internationaler Männertag
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht-19112024-14373
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrerin Annette Bassler
aus Mainz
Internationaler Männertag 19.11.2024
Heute ist internationaler Männertag. Gegründet wurde er vor 25 Jahren von Männern auf Trinidad und Tobago, einem Inselparadies mit einer beispiellosen Artenvielfalt von Landtieren und Insekten. Keine schlechte Location, um die Frage nach Männergesundheit und Männer-Rollen zu stellen.
Wozu braucht es einen Männertag? Ist nicht in vielen Ländern jeder Tag ein Männertag? Im Iran, in Afghanistan, in Arabien zum Beispiel, wo Männer jeden Schritt der Frauen dominieren. Und haben nicht die USA gerade einen Mann zum Präsidenten gewählt? Und was für einen! Der sich als starker Leader aus dem Weißen Haus inszeniert und behauptet, Kriege mit einem Fingerschnips zu beenden und sein Land in goldene Zeitalter zu führen.
Die Bücher der Bibel sind alle von Männern geschrieben in Zeiten des Patriarchats. Und doch gibt es darin mindestens zwei fundamentale Stellen, die für das Verständnis vom Mannsein richtungweisend sind und an dem sich die christlichen Kirchen bis heute abarbeiten.
Die eine Stelle steht ganz am Anfang der Bibel. Dort heißt es: Gott schuf den Menschen als Ebenbild Gottes. Und - als Mann und Frau. (1. Mose 1,27) Will sagen: Den Menschen gibt es nicht als Mann ODER als Frau. Männlich und weiblich greifen ineinander. Das Wesen Mensch gibt’s in vielen Spielarten. Männliche und weibliche Männer. Und weibliche und männliche Frauen. Die Gattung Mensch ist artenreich. Auch wenn manchem das queer liegt, das ist so und es ist gut so, meint Gott in der Bibel.
Der zweite Text in der Bibel stammt vom Apostel Paulus. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen frühchristlichen Gruppierungen schreibt er: Bei uns, die wir an Christus glauben, gibt es keine Unter- oder Überordnung, kein Mehr oder Weniger an Würde. Zitat: „Da gibt es weder Sklaven noch Herrscher, weder Mann noch Frau, sondern alle sind eins in Christus.“ (Galater 3,28) Modern gesagt: Die Unterordnung eines Geschlechtes unter das andere ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar.
Diese Gedanken sind in die Menschenrechte eingeflossen. In diesem Sinn finde ich den internationalen Männertag eine gute Idee, um zu mehr Gleichgewicht der Geschlechter zu kommen. Wenn es eine Balance der Macht gibt zwischen Mann und Frau, dann geht es allen besser.
Aber noch immer sind wir geprägt von Berufs- und Geschlechterrollen, die diese Balance stören. Nach wie vor gibt es Männer-dominierte Berufe, in denen man Frauen erst mal weniger zutraut. Und umgekehrt. Wie gut wäre es, wenn ein Junge in Kita und Grundschule auch männliche Lehrer und Vorbilder erleben könnte. Wenn Mädchen sehen, dass ihre Mütter mit Power unterwegs sind in ihrem Beruf.
Viele Männer haben die Sorge, sie wären nicht mehr ein richtiger Mann, wenn sie ihre gewohnte Rolle verlassen. Und was Neues probieren. Was tun? Wie anfangen? Vielleicht erst mal mit Humor! Mit einem Witz.
Ein Mann stirbt und kommt in den Himmel. Er stürmt zum Himmelstor und sieht zwei Eingänge für Männer. Über dem einen steht: „Für Männer, die von ihrer Frau unterdrückt worden sind.“ Und über dem anderen Tor steht: „Für Männer, die nicht von ihrer Frau unterdrückt worden sind.“ Vor dem Tor für unterdrückte Männer wartet eine lange Schlange von Männern mit grimmiger Miene und Faust in der Tasche. Vor dem Tor für nicht unterdrückte Männer steht ein einziger Typ. Der pfeift und lächelt vor sich hin. Der Neuankömmling im Himmel spricht ihn an: „Du pfeifst und lachst, geht’s dir gut? Bist du sicher, dass du hier richtig stehst?“ Der Mann antwortet „Klar, mir geht’s gut, Danke. Wieso fragst du? Meine Frau hat mir gesagt, ich soll mich einfach mal hier anstellen.“
Mir gefällt, wie der Witz mit den Klischees von Mann und Frau spielt. Und wenn dann alle mal durchs Himmelstor sind, setze ich darauf, dass Paulus recht behält: Da wird es weder Unterdrückte noch Unterdrücker:innen geben, weder Frau noch Mann, nur Mensch bei Gott. Einfach himmlisch.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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