"Advent vielleicht"
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pastor Friedemann Magaard
aus Husum
„Advent vielleicht“ 29.11.2024
Die Adventsmärkte verbreiten ein warmes Licht. Kerzen in den Wohnzimmerfenstern. Ab kommenden Sonntag zum Ersten Advent die vertrauten Lieder von „Macht hoch, die Tür“ und dem Schiff, das kommt. Nicht allen ist es wohlig zumute. Wer gerade schwer am eigenen Leben trägt, bleibt skeptisch gegenüber der Adventsgewissheit. Manche fürchten sich richtiggehend davor.
Die Lyrikerin Carola Moosbach kennt sich aus mit solcher Skepsis. Auch sie traut nicht dem Schein der Kerzen und den potemkinschen Adventsfassaden. Sie ist durch manche Lebensdunkelheit gegangen. Ihr Gedicht „Advent vielleicht“ handelt weniger von Gewissheiten als mehr von zarten Ahnungen.
Das wäre schön auf etwas hoffen können
Was das Leben lichter macht und leichter das Herz
Das gebrochene ängstliche
Und dann den Mut haben die Türen weit aufzumachen
Und die Ohren und die Augen und auch den Mund
Nicht länger verschließen
Die Türen weit machen und die Tore hoch. Das alte Lied. Um jemanden hineinzulassen. Aber auch, um sich selbst zu öffnen. Türen, Ohren, Augen und auch den Mund. Jetzt ist die Zeit hinzuhören. Hinzusehen. Und zu reden. Von der Wahrheit und dem Schmerz. Von Scham und von Gerechtigkeit. Und von der Hoffnung.
Das wäre schön
Wenn am Horizont Schiffe auftauchten
Eins nach dem anderen
Beladen mit Hoffnungsbrot bis an den Rand
Das mehr wird immer mehr
Durch Teilen.
Ich lebe an der See und kenne die Szenerie: Schiffe tauchen auf aus dem Nebel, kommen näher und näher, eins nach dem anderen. Sie liegen schwer auf dem Wasser, sind voll beladen. Und ich höre das alte Adventslied vom Schiff, das das Kind an Bord hat, Jesus, Gottes Sohn. Das Schiff, das die Hoffnung trägt.
Carola Moosbach lässt Schiffe aufziehen, viele, und sie sind mit Hoffnungsbrot beladen. Das Brot, das mehr wird, immer mehr, wenn wir es teilen. Das Brot, das alles neu macht. Das nach Ewigkeit schmeckt und nach Glückseligkeit.
Advent vielleicht, so nennt die Dichterin ihr Gedicht. Es ist nur eine Andeutung. Aber dieses „vielleicht“ ist hell. Wenn es leuchten würde, das wäre schön.
Es gilt das gesprochene Wort.
Literatur zur Sendung:
(1) Carola Moosbach: Bereitet die Wege. Poetische Kommentare zu Bachs geistlichen Kantaten. 2012, Strube Verlag München.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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