Das Angebot des Advents
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/14729
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pastor Friedemann Magaard
aus Husum
Das Angebot des Advents 30.11.2024
Bach tut meiner Seele gut. Was der großartige Komponist an Musik geschrieben hat, heilt und beschwingt mich, tröstet und beruhigt. Er selbst schrieb jedes seiner Werke zur Ehre Gottes. Zugleich wirkt es für mich und für viele so heilsam wie kaum anderes.
Die Dichterin Carola Moosbach hat es so erlebt. Als es ihr elend ging, verschrieb sie sich selbst aus therapeutischen Gründen, täglich Flötenwerke von Bach zu spielen. Über Jahre hörte sie dazu Woche für Woche je eine Kantate, die geistlichen wie die weltlichen.
Diese dichte Auseinandersetzung drängte sie zur Antwort. Als Lyrikerin gestaltete sie Gedichte, die sie „Poetische Kommentierungen“ nennt. Ihre Gedichte antworten auf Bachs Musik. Weil wir morgen den Ersten Advent feiern, möchte ich vom Gedicht „Angebote“ erzählen, das auf Bachs Adventskantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ antwortet.
Warten lernen
Den Rhythmus hören
Dass aus der Ungeduld
Tänze springen ein Schwung wird
Die Musik beginnt mit einer Instrumentaleinleitung. Ein rhythmischer Pulsschlag. Ein Raum, der sich öffnet, ehe jemand eintritt. Warten, gespannt, neugierig. Großes will sich ereignen. Noch ist nicht erkennbar, was es werden will.
Das Wundern üben
Die Würze kosten
Dass aus den fernen Bildern
Ein Mensch wird zum Anfassen
Die Adventszeit hat ihren Geschmack. Wer auf das Neue wartet, schmeckt Anis und Zimt. Orangeat und Nelken. Orientalische Gewürze umschmeicheln den Gaumen und vielleicht auch schwedischer Glühwein. Der da kommt, gibt dem Warten sinnliche Gestalt. Was da kommt, wird konkret in diese Welt eintreten, wird mein Leben berühren, und ich werde anfassen, werde begreifen, was geschieht.
Dich gut verstecken
Dein Wesen entdecken
Dass du heran wächst
In unsern schwachen Armen
Noch ist verborgen, was sich nähern will. Eine Andeutung auf der Zunge. Ein flüchtiger Ton. Eine Ahnung. Manchmal ist das mehr als der laute Knall. So pflanzt sich Sehnsucht ins Herz, unauslöschlich. Sie wächst heran. Die Sehnsucht will zur Welt kommen in uns, geborgen in unseren Armen. Das ist nicht viel. Mehr Schutz ist nicht. Das muss reichen. Wir müssen reichen.
„Angebote“ nennt Carola Moosbach ihr Adventsgedicht. Was der Heiland bringt, ist noch nicht da. Es will ergriffen werden. Mit zwei bangen Fragen endet das Gedicht „Angebote“:
Nimmst Du sie an?
Nimmst Du uns an?
Es gilt das gesprochene Wort.
Literatur zur Sendung:
(1) Carola Moosbach: Bereitet die Wege. Poetische Kommentare zu Bachs geistlichen Kantaten. 2012, Strube Verlag München.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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