Schatzsucher
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht-25092024-14354
Transkript anzeigen
Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrer Titus Reinmuth
aus Wassenberg
Schatzsucher 02.12.2024
Samuel: Hallo und herzlich willkommen bei Ansprechbar. Mein Name ist Samuel Koch und ich darf mit Menschen sprechen, die unschöne und ganz schön unschöne Dinge erlebt haben und uns erzählen, wie sie damit klarkommen.
Mit dieser Leichtigkeit moderiert der Schauspieler und Autor Samuel Koch den neuen Podcast „Ansprechbar“. Viele erinnern sich: Auch er hat „ganz schön Unschönes“ erlebt, damals, als er in der Fernsehshow „Wetten, dass“ verunglückt ist. Jahrelang hat er Fragen beantwortet, wie er es geschafft hat, sich ins Leben zurück zu kämpfen. Bei „Ansprechbar“ darf er die Fragen stellen und mit anderen sprechen, deren Leben sich plötzlich verändert hat. In der ersten Folge ist Kim Fleitmann zu Gast. Sie ist Ende 20, Sozialpädagogin, und leitet heute Gruppen für trauernde Kinder und Jugendliche bei einem ambulanten Hospizdienst. Mit 14 Jahren hat sie selbst ihren Vater verloren.
Samuel: Was ist da passiert? Woran ist dein Papa gestorben?
Kim: Mein Papa ist an einem Gehirntumor gestorben, und bei uns war das dann so, dass wir, meine Schwester und ich, ja da einfach schon unser Leben lang irgendwie auch darauf vorbereitet wurden.
Kim und ihre zwei Jahre ältere Schwester haben damals ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Sie spüren, dass er für sie beide lebt und kämpft. Doch eines Tages müssen sie Abschied nehmen, ihr Vater stirbt im Hospiz.
Samuel: War euch dann klar mit 14, okay, das sind jetzt Abschiedsstunden, -tage, -wochen, die ihr besonders genießen müsst, oder?
Kim: Also einerseits ja, andererseits glaube ich nicht so, wie es mir heute bewusst wäre. Du weißt das mit 14, und du verstehst das im Prinzip auch, aber irgendwie auch nicht so richtig.
Was Kim damals hilft, sind die „Schatzsucher“, eine Gruppe für trauernde Jugendliche im Kreis Heinsberg. Hier geht es um Trauerbewältigung – und zugleich sind die Treffen der Gruppe ein fröhlicher Ort. Kim erinnert sich…
Kim: … dass es einfach da ganz bunt auch hergeht und ganz lustig und ganz viel gelacht wird. Und genauso wird es natürlich auch mal tief und auch mal schwer.
Und damals ist für alle Gefühle Platz: die Freude, die Wut, die Trauer. Was brauchen Kinder, die trauern, die sich im Advent nicht nur auf Weihnachten freuen, unbekümmert und gespannt, sondern vielleicht auf den Friedhof gehen? Wie kann eine Familie damit umgehen, dass Vater oder Mutter nicht mehr da ist?
Samuel Koch hat selbst erlebt, wie das ist, wenn sich das Leben plötzlich verändert, von einem Moment auf den anderen.
Samuel: Für mich sind die Menschen in meinen schwierigen Zeiten im Leben immer das Wichtigste gewesen oder mit das Wichtigste. Und wie war das bei dir mit deiner Schwester oder mit den Leuten um dich herum? Würdest du das bestätigen? Oder was hat dich so dann am meisten durchgetragen durch die Herausforderungen?
Kim: Auf jeden Fall die Menschen auch um mich herum. Also ich bin da auch sehr bei dir, dass mich auch viel irgendwie diese Sicherheit, Leute um mich zu haben, die mich irgendwie auch so annehmen, wie ich bin, und aber auch unterstützen und irgendwo da mitziehen oder auch mal herausfordern, halt auch die Leute sind, die mir gut tun.
Kim erinnert sich besonders an ihre beste Freundin Kathi.
Kim: Die da echt mit 14 schon alles gegeben hat und irgendwie organisiert hat, dass wir mal so eine Übernachtungsparty machen mit Freundinnen, wo wir einfach mal Quatsch machen. So auch wenn ich gerade vor vier Wochen meinen Papa verloren habe. So und die das einfach gemacht hat so und mit der ich gleichzeitig aber auch das Gefühl hatte, irgendwie tiefe Gespräche führen zu können.
Samuel: Das finde ich interessant, dass du sagst, sie hat einfach gemacht. Ich kann immer nur für mich reden und sage: Im Zweifel lieber einmal zu viel auf jemanden zugegangen. Lieber zu viel umarmt, als einen zu großen Bogen um einen gegangen. Aber mit der Sensibilität, das geht auch nicht für jeden. (0:33)
Im Podcast „Ansprechbar“ erzählt Kim noch viel mehr: Wann die Trauer wiederkommt, wie sie mit Ängsten umgeht und welche Schätze sie bis heute bewahrt. Und ich nehme für heute diesen einen Satz mit: „Lieber einmal zu viel umarmt. Klar: Mit der Sensibilität dafür, wann es stimmt.“ Aber dann ist es ein gutes Leitmotiv für den Advent.
Es gilt das gesprochene Wort.
Anmerkungen zur Sendung:
(1) Link zum Podcast: https://ansprech.bar/#episoden
Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)
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