Lucia

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/node/14689

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Kathrin Oxen

aus Berlin

Lucia 13.12.2024

In Schweden und in anderen skandinavischen Ländern ist es heute Morgen bestimmt ein bisschen hektisch. Denn heute wird dort das Luciafest gefeiert. Und dazu weckt traditionell die älteste Tochter in der Familie als Lucia verkleidet den Rest der Familie auf. Sie trägt einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf und ein weißes Gewand mit einem roten Gürtel. Ich fühle mit allen Eltern in Skandinavien mit, die heute so tun müssen, als ob sie noch schlafen, während ein Tumult das Haus oder die Wohnung erfüllt. Zum Glück sind die Kerzenkränze inzwischen elektrifiziert. Denn vom Geruch angesengter Haare möchte ja wirklich niemand aufgeweckt werden.

Auch in den Kindergärten und Schulen wird das Luciafest ausgiebig gefeiert. Es gibt sogar ein bestimmtes, mit Safran leuchtend gelb gefärbtes Gebäck, die sogenannten „Lussekatter“, Lucia-Katzen. Mit Lucia, deren Name „Lichtbringerin“ bedeutet, kommt schon etwas vom Weihnachtslicht in die Welt.

Die ursprüngliche Lucia war eine Heilige, die um 300 nach Christus lebte. Sie soll ihrer Legende nach die verfolgten Christinnen und Christen, die sich in dunklen Katakomben verstecken mussten, mit Lebensmitteln versorgt haben. Um dafür die Hände freizuhaben, trug sie einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Später wurde sie selbst zur Märtyrerin.

Erstaunt habe ich festgestellt, dass das Luciafest, anders als ich dachte, in Schweden gar keine uralte Tradition ist: Erst 1893 wurde der Luciatag begangen. Die Initiative dazu kam nicht von der Kirche, sondern vom Freilichtmuseum Skansen in Westschweden. Von dort aus breitete sich das Fest in ganz Schweden und Skandinavien aus. Auch zu uns in die Gedächtniskirche in Berlin kommt heute der Luciachor der schwedischen Gemeinde, mit weißen Gewändern, Kerzenkränzen und Liedern.

Es gibt Traditionen, die so schön sind, dass man sie einfach erfinden muss. Denn das Luciafest erinnert mich an eine mutige, einfallsreiche und tatkräftige Frau und an Licht und Stärkung in einer verzweifelt dunklen Situation. Ich denke an die Katakomben damals, in die eine überzeugte Christin Hoffnung gebracht hat. Und an die Katakomben heute, in denen Menschen verzweifelt im Dunkeln warten. Lichtbringer, Lichtbringerin sein, das ist eine Aufgabe für alle Menschen guten Willens.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorländer (martin.vorlaender@gep.de)

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