Veränderungshoffnung
Shownotes
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrerin Sandra Zeidler
aus Nrnberg
Vernderungshoffnung 24.03.2025
Mitten in der Nrnberger Sdstadt brennt ein Lagerfeuer. Holzscheite knistern in einer groen Feuerschale. Die Flammen tanzen in der kalten Winterluft. Es ist schon ein paar Monate her, da sitzen auf dem Vorplatz der Christuskirche ungefhr 20 Menschen rund um das Feuer. Vorne ist es schn warm, aber am Rcken sprt man den kalten Abend. So wie es halt ist am Lagerfeuer. Die Stimmung ist gespannt und vorfreudig. Es ist schon was Besonderes, mitten in der Stadt um eine Feuerschale zu sitzen und zu erzhlen.
Deswegen sind wir da: Wir wollen uns erzhlen von unserem Stadtteil, was sich so verndert hat in den vergangenen Jahren und was das bedeutet fr das eigene Leben, die eigene Geschichte.
Die Nrnberger Sdstadt war schon immer ein Arbeiterviertel, frher mit hohem Anteil an evangelischer Bevlkerung. Heute leben hier viele migrantische Mitbrger, aus der Trkei, aus Syrien, Afghanistan, Sri Lanka, Rumnien, thiopien. Alle bringen ihre Geschichte mit, ihre Bedrfnisse, ihre Sehnschte, ihre Lebenserfahrung.
Eine Frau, Brigitte, eine Ur-Nrnbergerin, erinnert sich, wie gerne sie frher im Atrium Filmpalast war, ein Kinosaal aus den 1950er Jahren mit dick gepolsterten Sthlen und schwerem, rotem Vorhang. Was ist denn da heute eigentlich drin? Neben ihr lacht Ferchid aus Ghana. Er kommt eben vom Freitagsgebet aus der Moschee und die ist im ehemaligen Kino. Ferchid ist der Vorsitzende des afrikanischen Kulturvereins in Franken. Sie haben den Kinosaal zum Gebetsraum umgestaltet, mit Mihrab, der Gebetsnische in Richtung Mekka, und Minbar, die Gebetskanzel mit Treppe fr die Predigt. Ferchid ldt uns ein, vorbeizukommen und die afrikanisch-muslimische Gemeinde kennen zu lernen.
Vernderungen. Manchmal bekommt man erst im Nachhinein mit, wie viel sich verndert hat, die Zeiten, die Umstnde, die Umgebung, man selbst. Das war der Gedanke des Lagerfeuers. Wer mag, erzhlt. Wer nicht mag, kann schweigen, zuhren und ins Feuer schauen. Darum hat die evangelische Stadtteilgemeinde gemeinsam mit BRCKE-Kpr, einer Einrichtung fr den Dialog zwischen Christen und Muslimen, zur Feuerpause eingeladen damit man sich austauschen kann, wie es einem im Stadtviertel geht.
Ich habe es genossen, als ich bei diesem Lagerfeuer mitten in der Stadt dabei war. Es hat das Gefhl gestrkt: Ich bin nicht allein, anderen geht es hnlich. Fr mich war besonders schn, dass trotz groer Vernderungen im Privaten und im nheren Umfeld die meisten positiv auf das geschaut haben, was sich getan hat. Und noch mehr: Es hat sich eine hoffnungsvolle Grundstimmung ausgebreitet in dem Kreis um das Feuer. Die Vernderungen in meinem Leben und um mich rum, die knnten auch was Gutes haben. Sie bringen neue Menschen in mein Leben. Sie lassen mich neue Erfahrungen machen. Sie verndern meinen Blick.
Vernderungshoffnung - das ist ein Begriff aus der Soziologie. Er klingt aber gar nicht so steif wie sonst viele akademische Begriffe. Vernderungshoffnung ist ein Wort, das man sprt. An diesem Abend mit all seinen Erzhlungen am Lagerfeuer ist mir Vernderungshoffnung begegnet, gefllt mit Leben, erlebt von echten Menschen.
Genau das brauchen wir: Vernderungshoffnung. Es kann sich was Gutes, was Positives, was Hoffnungsvolles tun in meinem Leben und um mich rum. Dabei hilft es, sich davon zu erzhlen und vor allem zuzuhren. Es muss nicht bei dem einen Abend am Lagerfeuer bleiben. Vernderungshoffnung blht am besten im Frhling!
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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