Mut zur Zumutung
Shownotes
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrerin Sandra Zeidler
aus Nrnberg
Mut zur Zumutung 26.03.2025
Wenn wir uns mal ganz bewusst die Frage stellen: Was ist ein gutes Leben? Dann fllt uns nicht zuerst ein: Wir mssen Autobahnen vor der Tr haben.1
Das finde ich einen Super-Satz. Er stammt von der Physikerin und Klimatologin Friederike Fredi Otto. Sie ist eine weltweit fhrende Forscherin auf diesem Gebiet. Sie hat nachgewiesen, dass unser Handeln und die Vernderungen beim Klima zusammenhngen.
Mit ihrer Frage: Was ist ein gutes Leben? packt sie mich. Was stelle ich mir darunter vor? Das ist schwieriger zu beantworten als noch vor ein paar Jahren. Selbstverstndlichkeiten sind auf dem Prfstand: Autofahren, wie wir heizen, wie viel Platz jemand zum Wohnen hat. Der Frieden. Der Frieden in Europa und der soziale Frieden in unserer Gesellschaft.
Viele in meinem Umfeld empfinden die Zeit, in der wir leben, als Zumutung. Aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: Die einen sagen, Geflchtete sind eine Zumutung fr die Einheimischen: zu viele, zu fremd. Die andern sagen: So wie Geflchtete leben mssen in einem reichen Land wie Deutschland in engen Unterknften, jahrelang ohne Arbeit und mit ungewissem Aufenthaltsstatus , das ist eine Zumutung.
Die einen sagen: Ein Tempolimit auf den Autobahnen in Deutschland wre eine Zumutung fr ihre Freiheit. Die andern halten den CO2-Aussto, der die Natur zerstrt, fr die grere Zumutung.
Ich denke, es braucht den Mut zur Zumutung. Ich verstehe das vor allem ganz persnlich, an mich adressiert. Wie will ich leben? Diese Frage ist ja nicht ohne. Sie geht an die Substanz. Ich werde die berhmte Komfortzone verlassen mssen: Die alte Dieselschleuder verkaufen. Nicht jede Woche Klamotten online bestellen. Freilich ist es nicht damit getan, was ich als Einzelne machen kann. Notwendig sind politische Rahmenbedingungen, innerhalb derer wir alle gut leben knnen.
Das erfordert politische und persnliche Entscheidungen. Und Entscheidungen brauchen Mut. Fr mich kommt der Mut zur Zumutung aus dem Gebet, aus der Nhe zu Gott. Beten drckt fr mich aus: Ich bin nicht die Alleinherrscherin ber mein Leben, sondern eingebettet in grere Zusammenhnge. Ich bin Teil der Schpfung, des Kreislaufs von Werden und Vergehen. Gott hlt das alles in ihrer Hand. Ich erlebe Beten als eine Kraft, die mich verwandelt. Ein Augenffner, ein Perspektiven-Vernderer.
Das Vertrauen auf Gottes Schpfungskraft strkt meinen Mut fr die Zukunft. Meine Hoffnung. Kopf hoch, es kommen andere Zeiten! Im Moment vielleicht schwer zu glauben. Aber das ist es, wovon Christinnen und Christen leben: von der Hoffnung, dass die Bume wieder ausschlagen, dass es wieder grn wird, dass Gott das Leben neu mglich macht.
Der Satz von Fredi Otto: Wenn wir uns mal ganz bewusst die Frage stellen: Was ist ein gutes Leben? Dann fllt uns nicht zuerst ein: Wir mssen Autobahnen vor der Tr haben. Diesen Satz hre ich als Einladung, einander zu erzhlen, was fr uns jeweils ein gutes Leben ausmacht.
Es kommt darauf an, was wir erzhlen. Erzhlen wir, dass es nie so schlimm war wie jetzt und dass wir hilflos sind? Erzhlen wir vom Klimawandel und wie wir auf ihn reagieren mssen, nur in Zumutungen: dass uns alles weggenommen wird? Oder erzhlen wir davon, dass durch Klimaschutz die Lebensqualitt besser wird, und zwar fr alle Menschen.
Fr Vernderung zum Guten ist es wichtig, dass es eine schpferische Erzhlung gibt. Wir Menschen haben eine besondere Fhigkeit: Wir knnen uns eine gute Zukunft ausmalen und dann so handeln, dass die Wirklichkeit diesem Bild immer hnlicher wird.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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1 Interview in der Sendung Kulturzeit auf 3sat am 01.12.2023
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