In dir ist Freude

Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Sandra Zeidler

aus Nrnberg

In dir ist Freude 29.03.2025

Freu dich, es ist Wochenende. Freu dich, morgen ist Sonntag. Freu dich mitten in der Passionszeit. So heien im Kirchenkalender die sieben Wochen vor Ostern, und wir sind mittendrin. Morgen der Sonntag hat den lateinischen Namen Ltare, bersetzt: Freue dich! Er hat auch noch andere Namen: Rosensonntag oder Mitt-Sonntag, weil er die Halbzeit der Wochen bis Ostern markiert.

Morgen, am Bergfest der Passionszeit soll ich mich freuen: Die eine Hlfte ist rum, die zweite Hlfte berschaubar und dann kommt die ganz groe Freude: Ostern, Frhling, das volle Leben. Es geht nauswrts, sagt man bei uns in Franken. Licht und Wrme warten auf mich. Laetare singt von Hoffnung und Freude, trotz allem.

Trotz allem, trotz all dem Leid in der Welt.

Es fhlt sich gerade so an, als wren wir nicht nur im Kirchenkalender, sondern auch in der Welt mitten in einer Passionszeit, einer Leidenszeit. Inmitten der schlechten Nachrichten suche ich nach einem Halt, nach etwas, das bleibt.

Ein Kirchenlied, das in vielen Gottesdiensten morgen gesungen wird, heit: In dir ist Freude / in allem Leide / o du ser Jesu Christ. Ich konnte das Lied bisher nicht recht leiden. Es erinnert mich an mein Examen am Ende des Studiums. Da sitzen wir Prflinge aufgeregt und unsicher in einem groen Saal. Gleich soll die erste Prfung losgehen. Aber weil es ja um Theologie geht, gibt es erstmal eine Andacht mit dem Lied In dir ist Freude in allem Leide. Na Bravo!, habe ich gedacht. Ich stehe hier eh schon unter Prfungsdruck und dann soll ich von der Freude singen. Das kann ja heiter werden!

Wie gesagt: Das Lied In dir ist Freude in allem Leide war mir lange fremd. Umso mehr freue ich mich, dass ich es neu entdeckt habe, musikalisch und theologisch.

In dir ist Freude ist ursprnglich ein italienisches Balletto aus dem 16. Jahrhundert, ein Tanzlied, das dem Liebesgott Amor gewidmet ist. Die Melodie geht ins Ohr und in die Beine. Ein Tanzhit, der sich rasch verbreitet ber Italien hinaus.

Irgendwann landet es bei dem Thringer Pfarrer Cyriacus Schneega. Der gibt dem Liebeslied den geistlichen Text, den wir heute kennen. Statt um Amor, den unberechenbaren Gott der Liebe, geht es jetzt um Jesus Christus, den bestndig liebenden Gott. Schneega dichtet: Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben, Halleluja. Da kann ich auf Anhieb mitsingen. In dieses Vertrauen kann ich mich fallen lassen.

Als Cyriakus Schneega diese Zeilen schreibt, ist das Leben nicht leichter als unseres. Keine Spur von frher war alles besser, im Gegenteil. Die bisherige Ordnung in Deutschland und Europa wird umgekrempelt durch die Reformation. Katholiken und Protestanten kmpfen gegeneinander. Schneega erlebt das als Kind. Krankheit und Tod gehren zum Alltag. Viele sterben, auch in ganz jungen Jahren. Schneega wei, wovon er dichtet: Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Snd oder Tod.

Er ist berzeugt: Was zhlt im Leben, ist das Vertrauen auf Gott. Auf Gott soll sich mein Blick richten, nicht auf all die Gefahren und die Spalter. Das hat nichts mit Weltflucht zu tun. Es bedeutet nicht, die Augen vor der Realitt zu verschlieen. Es ist die Frage danach, was mich trgt und wo ich geborgen bin, trotz allem.

In dir ist Freude in allem Leide. Es gibt von dem Lied im Internet sehr schne Versionen zum Anhren. Wer morgen in den Gottesdienst geht, kann es ganz bewusst mitsingen. Und auch wenn es in der Kirche eher unblich ist zu tanzen, kann man sich im Takt wiegen und tief drin die Freude spren: Gott trgt mich, mein Leben lang, in Freud und in Leid.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

Weitere Sendungen, Informationen, Audios und mehr finden Sie unter:

http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandfunk/morgenandacht

Facebook: https://www.facebook.com/deutschlandradio.evangelisch

2

1