Gut Verantwortung tragen
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/gedanken-zur-woche/15022/gut-verantwortung-tragen
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Gedanken zur Woche im Deutschlandfunk
Pfarrer Stephan Krebs
aus Langen
Gut Verantwortung tragen 28.03.2025
Das waren herzige Bilder, die man in den Nachrichten sehen konnte: wehmtige Bundestagsabgeordnete, die ein letztes Mal durch den Reichstag bummeln und Erinnerungsfotos machen. Daneben neu gewhlte Abgeordnete, die sich noch etwas scheu bewegen und Selfies machen. Abgeordnete sind eben auch nur Menschen.
In dieser Woche hat sich der neue Bundestag konstituiert. Die Hlfte seiner Mitglieder ist neu. Sie treten ein anspruchsvolles Amt an. Dafr mssen sie viel Zeit aufbringen, oft unterwegs sein, weg von zuhause. Sie mssen sich in komplexe Themen einarbeiten. Mit groen Erwartungen von allen Seiten. Nicht selten sind sie Zielscheibe fr rger oder sogar Zorn von Brgerinnen und Brgern. Abgeordnete mssen viel einstecken. Zugleich sollen sie sich vorbildlich verhalten.
Ich habe im Lauf der Jahre einige Menschen kennengelernt, die politische Verantwortung tragen auf verschiedenen Ebenen. Manche haben sich von ihrem Amt blenden lassen. Die damit verbundene Macht und Aufmerksamkeit sind ihnen zu Kopf gestiegen. Aber das waren nur wenige. Die meisten sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Ihr Amt bedeutet Dienst an der Allgemeinheit.
Wie kommt man mit der Verantwortung gut zurecht?
Dafr finde ich vier Anregungen in der Bibel. Hilfreich fr alle, die Verantwortung tragen. Sei es in der Politik, in Wirtschaftsunternehmen, in Vereinen oder in der Familie.
Die erste Anregung lautet: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte sein von allen und aller Diener.1 Das sagt Jesus zu seinen Jngern. Denn die streiten sich, wer unter ihnen die Nummer Eins ist. Jesus zeigt ihnen: Eine herausgehobene Position soll nicht zu allererst dem eigenen Ego dienen, sondern den anderen. Deshalb heien die Mitglieder der Regierung Minister, das lateinische Wort fr Diener. Ein Hinweis: Bleib bescheiden.
Die zweite Anregung aus der Bibel stammt vom Apostel Paulus. Der empfiehlt: Prft alles und das Gute behaltet.2 Zu Menschen mit viel Einfluss kommen gerne andere, die etwas von ihnen wollen. Lobbyisten nennt man sie in der Politik. Sie bringen viel Sachverstand mit. Sie verfolgen zugleich ihre Interessen. Die muss man vom Sachverstand strikt unterscheiden. Denn Abgeordnete sind den Brgerinnen und Brgern verpflichtet. Deshalb: Prft alles und das Gute behaltet. Bleibe deiner Aufgabe treu.
Fr das Prfen braucht man Kriterien, einen ethischen Kompass, eine Richtschnur. Deshalb finde ich als dritte Anregung in der Bibel das Gebot, das im Alten Testament steht und das Jesus das hchste nennt: Liebe deinen Nchsten wie dich selbst.3 Das klingt merkwrdig - zumindest vor dem Hintergrund der harten politischen Debatten. Parteien vertreten unterschiedliche Menschen- und Weltbilder. Gerade deshalb ist es so wichtig, an den gemeinsamen Kern des Menschseins zu erinnern. Wer einen Funken Liebe in sich sprt, redet anders mit anderen und ber sie sei es im Parlament oder wo auch immer. Bewahre den Respekt.
Die letzte Anregung aus der Bibel ist ein Zuspruch: Lass dir an meiner Gnade gengen.4 Damit lsst sich Paulus von Gott trsten und Mut machen. Daran fehlt es oft nicht nur im Politik-Betrieb. Dabei ist die Gnade so wichtig. Denn Verantwortliche kommen an ihre Grenzen. Sie haben Entscheidungen zu treffen, die fr andere oft eine Zumutung sind. War die Entscheidung richtig? Das stellt sich meistens erst spter heraus. Da bleiben Fehler, rger und Kritik nicht aus bis hin zu Schuld. Gut, wenn man damit nicht alleine bleibt. Wenn man mit seiner Reue bei Gott offene Arme und Erbarmen findet. Etwas davon knnen auch Menschen freinander brighaben. Sei gndig mit dir und anderen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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1 Markus 9,35
2 1.Thessalonicher 5,21
3 3.Mose19,18 / Matthus 5,43
4 2.Korinther 12,9
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