Rom

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Jrg Machel

aus Berlin

Rom 31.03.2025

Rom sehen viele Christen als das Zentrum ihrer Religion. Wie aber kann das sein, wo doch die Wurzeln des Christentums ganz eindeutig in Israel und Palstina liegen? Nazareth, Bethlehem, Jerusalem, selbst das Fischerdorf Kapernaum bte sich an, um der zentrale Ort fr den Glauben an Jesus Christus zu sein. Aber nein, es ist Rom geworden. Rom, das Zentrum der antiken Welt. Rom, der Sitz der Herrscher des Imperiums.

Und genau damit beginnt aus meiner Sicht eine problematische Entwicklung, die nicht nur die katholische Kirche betrifft, sondern auch die Kirchen der Reformation. Bis auf den heutigen Tag suchen die meisten Kirchen die Nhe zur Macht. Kirche will mitspielen im Orchester der Macht, gelegentlich spielte sie sogar die erste Geige.

Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert hat dem Christentum dafr die Tr geffnet. Er hat die Religion benutzt, um seine Macht zu festigen, und die Religion hat diesen neuen Einfluss fr sich zu nutzen gewusst. So begann die unheilige Allianz zwischen Thron und Altar. Daraus hat sich ber Jahrhunderte ein Tauziehen entwickelt, wem nun das letzte Wort gebhrt: dem Kaiser oder dem Papst?

Mit der Skularisierung war der Kampf entschieden. Scheinbar. Doch bis in unsere Tage mischt die Kirche mit, wenn man ihr Gelegenheit gibt. Ganz offen durch evangelikale Christen in den USA oder durch Pfingstkirchen in Teilen Sdamerikas und Afrikas, etwas zurckhaltender durch die Volkskirchen in Westeuropa. Das wird kritisiert. Doch meist nur dann, wenn es den eigenen Vorstellungen zuwiderluft.

Positionieren sich die Kirchen anders, als die jeweilige Gruppe es sich wnscht, wird das als Einmischung in die Politik diffamiert. Stimmt man mit der Haltung seiner Kirche berein, dann soll sie auch mit ganz oben kommunizieren. Ganz oben ist im Bild gesprochen Rom. Es kann auch Berlin, Washington oder Moskau sein. Oben ist, wo die Macht ihr Zuhause hat. Da muss man hin und sei es auch noch so weit vom Ursprung des eigenen Glaubens entfernt.

Mein Kirchenbild ist anders. Die Heimstatt meines Glaubens liegt noch immer irgendwo zwischen Galila und Jerusalem und ist festgehalten in den Jesusgeschichten. Sie geben mir Orientierung. Sie handeln von der unbedingten Liebe Gottes zu den Menschen. Wo die gefrdert oder verletzt wird, da ist mein Zuhause. Nicht die Nhe zur Macht, sondern die Nhe zum Menschen haben wir Christen zu suchen. Da hat die Kirche Jesu Christi ihren Ort.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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