Ninive

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Jrg Machel

aus Berlin

Ninive 02.04.2025

Ninive liegt im heutigen Irak am Ufer des Tigris. Die ltesten Siedlungsreste befinden sich im Stadtgebiet von Mossul. Was an Funden sorgsam geborgen wurde, haben die Fanatiker des Islamischen Staates nach der Einnahme von Mossul zum Teil mit Presslufthmmern zerstrt. Anderes wurde auf dem internationalen Schwarzmarkt fr archologische Kostbarkeiten verscherbelt.

In der Bibel ist Ninive eine Mega-City. Ninive hatte einen schlechten Ruf. Diese Stadt wurde zum Synonym fr den sittlichen Verfall einer Metropole. Ninive stand aber auch als Symbol fr jene Gromchte, unter deren Vorherrschaft das biblische Israel zu leiden hatte.

So vermischten sich moralische Verachtung mit der demtigenden Realitt, unter der Menschen zu leiden hatten. Ein Mechanismus, der aus Konflikten bis heute nur zu bekannt ist. Wir sind die Guten, die anderen sind die Bsen. Ihre Vernichtung sichert unser berleben.

Vor diesem Hintergrund bekommt der Prophet Jona von Gott den Auftrag, nach Ninive zu gehen und den Leuten Umkehr zu predigen. Eine Zumutung. Jonas Urteil ber die Stadt steht doch fest. Jona ist nicht bereit, ber die Zukunft von Ninive nachzudenken.

Statt durch die Wste nach Ninive geht er auf ein Schiff in entgegengesetzter Richtung. Nur weg, nicht mit ihm. Doch Gott entlsst ihn nicht aus seinem Auftrag. Er bringt ihn dazu, die Reise anzutreten und Ninive Umkehr zu predigen.

Das Unwahrscheinliche passiert. Der Knig und alle Bewohnerinnen und Bewohner von Ninive tun Bue. Sie hllen sich in Sack und Asche und ndern ihr Leben. Die Mission war erfolgreich, und Jona ist deprimiert. Am liebsten will er sterben. Sein Feindbild ist zerbrochen. Wenn man so ausschlielich aus der Konfrontation heraus gelebt hat, dann geht man selbst zu Bruch.

Eine Erzhlung aus ganz frher Zeit, die es in sich hat. Wie sehr brauchen wir eine Stadt Ninive, um uns selber gut zu fhlen? Wie ntig haben wir den bsen Nachbarn, damit wir die Guten sind?

Wenn der Feind sich seiner Rolle verweigert, kommt ein ganzes System ins Wanken. Jona reagiert sauer. Es passt ihm nicht, dass nun auch er in neuen Kategorien denken muss. Es ist eine groe Gefahr, sich in diesem Freund-Feind-Schema einzurichten. Man definiert sich irgendwann nur noch aus seinem Gegenber und braucht den bsen Feind, um sich selbst als gut anzusehen. Was fr die Gegenseite brigens in gleicher Weise gilt.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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