Jerusalem
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Jrg Machel
aus Berlin
Jerusalem 04.04.2025
Jerusalem, die Stadt der drei abrahamitischen Religionen. So kann man sagen, wenn man vershnlich unterwegs ist. Jede dieser Religionen - Judentum, Christentum und Islam - findet aber auch Grnde, diese Stadt allein fr sich zu beanspruchen.
Das Judentum kann sich auf die Bibel und eine ber 2000 Jahre wachgehaltene Tradition berufen, nach der dies, die ihnen von Gott zugewiesene Heimat ist, seit alters her und fr alle Zeit. Fr die Christen ist Jerusalem der Ort der Auferstehung Jesu. Die Stadt, in der vom Einzug am Palmsonntag bis zur Kreuzigung am Karfreitag die ganze Dramatik der Karwoche Station fr Station nachvollziehbar ist. Der Islam hat mit der groen Moschee auf den Trmmern des alten jdischen Tempels ein klares Signal gesetzt. Er ist die jngste der drei Religionen und beansprucht, nicht weniger als die beiden anderen, die letztgltige Offenbarung der gttlichen Wahrheit fr sich. Die entscheidende Frage ist nun, ob man seiner Wahrheit treu bleiben kann, ohne die anderen ins Unrecht zu setzen.
Eine sehr schne Antwort liefert Yann Martel in seinem Buch Schiffbruch mit Tiger. Darin erzhlt der junge Inder Piscine Molitor Patel, genannt Pi, von seiner Begegnung mit dem Hinduismus, dem Christentum und dem Islam. Nie sind es Glaubensstze, die ihm diese Religionen nherbringen. Es ist die Begegnung mit einzelnen Menschen, die ihren Glauben berzeugend leben. Kompliziert wird es erst, als diese wunderbaren Menschen davon erfahren, dass Pi auch aus der Begegnung mit anderen Religionen Inspiration und Lebenskraft zieht.
Den eigenen Glauben mit Selbstbewusstsein leben und den anderen Religionen ein gleiches Recht zuzugestehen, das ist keine leichte Aufgabe, wenn man all die Verbrechen im Kopf hat, die sich die Religionsgemeinschaften gegenseitig angetan haben.
Unmglich wird ein gutes Miteinander, wenn man aus dogmatischen berlegungen eine Dominanz der eigenen Glaubensrichtung ableitet. Wenn man die Verheiungen der Urschriften in politische Programme verwandelt und die Bilder des Glaubens in fixierte Wahrheiten bersetzt.
Gott hat uns die Erde nach meinem Glauben nicht nach Volksgruppen und Glaubensrichtungen zugeteilt. Die Erde gehrt der ganzen Menschheit, der ganzen Schpfung. Und wir mssen sie so gestalten und bewahren, dass wir den Raum und die Ressourcen teilen miteinander und nebeneinander. In Jerusalem, in Berlin, in Mumbai und wo auch immer.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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