Istanbul

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Jrg Machel

aus Berlin

Istanbul 04.04.2025

Istanbul hie einmal Byzanz, dann Konstantinopel. Seit 1930 trgt die Stadt offiziell ihren heutigen Namen. Viele Orte auf der Landkarte haben diverse Namensnderungen erfahren. Die Namen spiegeln Machtverhltnisse. Sie sollen Identitt stiften.

Kaliningrad hie ber Jahrhunderte hinweg Knigsberg und war das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Ostpreuens. Jetzt gehrt die Stadt zu einer russischen Exklave. Rangun kannte ich als die Hauptstadt von Burma. Heute heit sie Yangon, und das Land nennt sich inzwischen Myanmar. Neue Machtverhltnisse und eine Distanzierung von der Namensgebung durch die Kolonialzeit fhrten zu neuen Benennungen.

Spannend ist es, wie sich solche Kulturbergnge in den Stdten am Ende widerspiegeln. Zunchst werden die Bruchstellen als schmerzhaft empfunden und gern bertncht. Das Alte muss unkenntlich gemacht werden, um mit dem Neuen nicht lnger zu konkurrieren. Doch je selbstbewusster und eigenstndiger die neue Kultur sich formuliert, umso mehr Raum ist dann auch da, das Alte zu wrdigen und wertzuschtzen.

Nach dem Ende der Sowjetunion gab es eine Zeit, in der der Name Knigsberg nicht mehr verpnt war, sondern selbstbewusst dem neuen Namen Kaliningrad hinzugefgt wurde. Man sah in Immanuel Kant einen europischen Philosophen, den man stolz als den berhmtesten Brger der Stadt prsentierte.

Zurck nach Istanbul! Das Byzanz der Frhzeit wurde zu Konstantinopel, zur Hauptstadt West-Roms. Hier hat die Orthodoxie ihren Ausgangspunkt und ist im Gedchtnis dieser Kirche noch immer lebendig. Die Hagia Sophia war einmal die zentrale Kirche der Christenheit.

Nach der osmanischen Eroberung Konstantinopels wurde die Hagia Sophia zur Moschee umgewidmet. Es war ein Zeichen gewachsener Souvernitt, als Kemal Atatrk 1934 die Hagia Sophia zu einem Museum umwandelte. Er stellte es den Menschen frei, mit welcher Religion sie dieses Gebude verbanden. Um Eiferschteleien zu unterbinden, waren kultische Handlungen in diesem Haus verboten. Eine weise Entscheidung die der heutige Prsident der Trkei Erdo?an 2020 aufgehoben hat. Er machte die Hagia Sophia wieder zur Moschee. Ein Schritt zurck in die Abgrenzung. Schade.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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