Hoffnungskapseln

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht/14980/hoffnungskapseln

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Silke Niemeyer

aus Mnster

Hoffnungskapseln 07.04.2025

Comeniusgymnasium in Dsseldorf. Eine elfte Klasse. Das Thema heute im Religionsunterricht: Zukunftsangst.

Schulpfarrer Johannes Taschner fragt seine Schlerinnnen und Schler: Wovor habt ihr Angst, wenn ihr an die Zukunft denkt? Stille, allgemeines Geschaue. Bis vereinzelte Finger hochgehen. Und dann gibt es kein Halten mehr.

Wovor sie Angst haben?

O-Ton SuS:

... dass es Krieg gibt.

... dass bald berhaupt kein Leben mehr auf der Erde mglich ist.

... dass wieder eine Pandemie kommt.

... dass ich meine Individualitt verliere

... dass ich nicht mehr gebraucht werde, wenn KI alles besser macht als wir Menschen.

Es sind die drei Ks, Krieg, Klima, Krankheiten, die den jungen Leuten auf der Seele brennen. Und hinzu kommt in jngster Zeit ein viertes K, es kriecht in dieser Stunde unvermutet sogar an die Spitze: Knstliche Intelligenz, die Menschen aus Fleisch und Blut berflssig zu machen droht.

O-Ton:

Das frisst uns doch auf.

Die Mdchen und Jungen sind angefressen von der Hoffnungslosigkeit. Aber was kann man dagegen tun? Statt sich den Hoodie ber den Kopf zu ziehen und sich in dem bleiernen Gefhl einzuspinnen, eh nix machen zu knnen.

Johannes Taschner liest eine biblische Geschichte vom Propheten Jeremia mit seinem Kurs. Sie spielt in Jerusalem. Die Stadt wird bedroht von den bermchtigen babylonischen Truppen. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass sie eingenommen wird. Viele Stdte und Drfer sind schon von den Babyloniern berrannt und besetzt; und die sind nicht zimperlich. Was man hrt, ist grauenhaft. Da kommt ein Verwandter aus einem dieser Orte zu Jeremia und will ihm allen Ernstes seinen Acker verkaufen. Weil er, wie viele jetzt, in Geldnot ist. Irrsinn! Wer kauft in so einer Situation dieses wertlose Grundstck?

Jeremia! Der macht das. Gott verlangt das, sagt er. Denn es gibt neben den Katastrophennachrichten noch eine andere Botschaft. Und an die glaubt er fest: Es wird wieder eine Zeit geben, in der man cker kauft und verkauft. Es wird wieder eine Zukunft geben. Das hier ist nicht das Ende von allem. Jeremia kauft das Land. Er legt die Urkunde darber in ein Tongef und versiegelt es zur Aufbewahrung.

Total Sinnlos? Oder doch nicht?

Jeremias verrckte Hoffnungstat hat die Runde gemacht. Man hat es aufgeschrieben und weitererzhlt. Hoffnung ist nmlich ansteckend. Ungezhlte Menschen haben sich an Jeremias Hoffnungskapsel aus Ton aufgerichtet, die ja viel mehr aufbewahrte als ein Stck Papyrus: den Glauben an die Zukunft. Sie hat einen Unterschied gemacht, den Unterschied zwischen Verzweiflung und Vertrauen. Im Krieg. Im Exil in Babylon. Und spter, als Babylon unterging und man zurckkehrte ins Land und wieder cker kaufte und verkaufte. Immer weiter. Bis heute in Dsseldorf spricht man davon.

Ob es auch heute so etwas geben knnte? Etwas, was nicht das Unheil besiegelt, sondern die Hoffnung?

In der Klasse schreiben sie Ideen auf. Oskar liest seine vor:

Eine meiner grten Zukunftsngste ist der Verlust von Persnlichkeit in einer zunehmend von Technologie und knstlicher Intelligenz beeinflussten Welt. Um mir diese Angst zu nehmen, knnte ich ein Zeichen setzen, hnlich dem Ackerkauf Jeremias. Ich wrde ein Tagebuch schreiben und darin meine ganz persnlichen Gedanken und Ideen festhalten. Dieses Tagebuch knnte ich in einer Zeitkapsel vergraben. Das wre fr mich ein Zeichen des Glaubens daran, dass auch in Zukunft jeder Mensch wichtig bleibt.

Hoffnung, wie gesagt, ist ansteckend. Der Relikurs will es nicht dabei belassen, Texte aufzuschreiben. Die Jungen und Mdchen planen eine analoge Woche. Sie wollen sieben ganze Tage und Nchte komplett auf Handys und andere elektronische Medien verzichten. Sie haben einen Mordsrespekt vor der Vorstellung, demnchst eine Woche offline zu sein. Doch Cara meint:

O-Ton:

Alleine schaff ich das nicht. Doch zusammen schaffen wir es.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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