Halt finden
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15035/halt-finden
Transkript anzeigen
Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Dirck Ackermann
aus Berlin
Halt finden 14.04.2025
In diesen Zeiten macht sich bei mir manchmal eine Untergangsstimmung breit. Ich werde den Eindruck nicht los: Die lange Friedensperiode, in der ich leben durfte, kommt an ihr Ende. In solchen Momenten helfen mir die Erinnerung an meine Groeltern und ein Psalm.
Meine Groeltern haben im Juni 1914 geheiratet. Eine Hochzeit bei herrlichem Sommerwetter auf dem Lande. Fr meinen Grovater das glckliche Ende einer langen schwierigen Zeit, so dachte er. Sein Vater war auf See geblieben, als er acht Jahre war. Das bedeutet fr meinen Grovater: Kindheit in rmlichen Verhltnissen. Frh die Heimat verlassen. Landwirtschaftslehre. Und dann endlich: mit Anfang 20 Verwalter auf einem kleinen Landgut. Und nun Hochzeit mit der Tochter einer wohlhabenden Familie des Ortes. Eine gute Zukunft auf dem Lande mit einer wunderbaren Frau und vielen Kindern. So die Hoffnung im Sommer 1914. Doch nur zwei Monate spter sah alles anders aus. Mobilmachung in Deutschland. Der Erste Weltkrieg begann. Mein Grovater ging an die Westfront. Kein junges Eheglck. Stattdessen ber vier Jahre Krieg mit Millionen von Toten und grsslichen Gemetzeln. Meine Gromutter hat mir erzhlt, wie schwierig diese Jahre fr sie waren.
Als Kind habe ich noch nicht viel verstanden. Aber eine Erzhlung ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Als mein Grovater in den Krieg zog, haben meine Groeltern folgendes vereinbart. Jeden Abend um eine bestimmte Zeit werden beide - jeder und jede fr sich - den Psalm 23 beten. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln
Dieses gemeinsame Beten zur gleichen Zeit mit den gleichen Worten hat die beiden verbunden. Der Psalm hat ihnen Trost und Halt in diesen schrecklichen Zeiten gegeben. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, frchte ich kein Unglck; denn du bist bei mir. Psalm 23. Das ist mein Konfirmationsspruch, kein Zufall. Ich bete ihn in unruhigen Momenten. Wie damals meinen Groeltern schenkt er mir Ruhe und Halt. Denn du, Gott, bist bei mir, dein Stecken und Stab trsten mich.
Meine Groeltern fhlten sich durch diese Worte getragen. Sie haben darauf vertraut: Gott begleitet sie durch die Irrnisse und Wirrnisse. Auch nachdem mein Grovater aus dem Krieg zurckgekommen war, blieb der Psalm 23 ein Gebet, das die beiden verbunden hat ihr Leben lang. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Gut, dass es solche Erinnerungen und Worte gibt.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
Weitere Sendungen, Informationen, Audios und mehr finden Sie unter:
http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandfunk/morgenandacht
Facebook: https://www.facebook.com/deutschlandradio.evangelisch
2
1
Neuer Kommentar