Freude im Leid

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15036/freude-im-leid

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrer Dirck Ackermann

aus Berlin

Freude im Leid 15.04.2025

Ein trber Herbsttag an der lettischen Ostseekste. Die Wolken hngen tief. Trbe ist auch die Stimmung im Tagungsraum. Ich bin auf einer Konferenz von Militrgeistlichen im Ostseeraum. Wir berlegen, wie wir als Geistliche Soldatinnen und Soldaten begleiten, sollte es zu einer militrischen Auseinandersetzung kommen. Keiner und keine will, dass es jemals dazu kommt. Aber wir mssen uns darauf vorbereiten. Wir hren von der mglichen hohen Anzahl von Verletzten und Toten. Zunchst nur nchterne Zahlen. Abstrakte Begriffe. Organisationsstrukturen. Landkarten.

Aber dann berichten ukrainische Militrseelsorger. Sie sind extra zu uns gekommen. Ihr Land steht seit 2014 im Krieg. Sie erzhlen von getteten Kameraden, Familienangehrigen, von Verletzten. Sie zeigen Bilder von zerstrten Landschaften. Verstrende Bilder, verstrende Erzhlungen.

Ein Bild bleibt mir besonders im Gedchtnis. Es zeigt eine Ikone auf einem improvisierten Altar. Die Ikone ist mit Blut beschmiert. Ein Militrgeistlicher hat einen Angriff erlebt, whrend er mit Soldaten Gottesdienst feiert. Er wird schwer verwundet. Er berlebt, zwar schwer gezeichnet, aber er lebt. Ich sehe die Trnen in den Augen meines ukrainischen Kollegen, als er davon erzhlt.

Und am Abend ein festliches Abendessen. Wie soll das gehen? Zunchst gehen wir zum Abendgebet in die Kapelle. Wir hren die Arie von Bach: Bist du bei mir. Im Text geht es um Trost im Sterben. Die Melodie berhrt mich. Sie trstet.

Bist du bei mir, geh ich mit Freuden zum Sterben. Der Text ist heftig. Besonders an diesem Abend zwischen Kriegsberichten und festlichem Abendessen. Ich denke an eine Erzhlung ber Jesus: Er ist auf dem Weg nach Jerusalem und hat den Tod vor Augen. Unterwegs macht er Halt bei Freunden. Sie essen gemeinsam. Eine Frau salbt ihm mit kostbarem l seine Fe. Ein Fest, obwohl er den Tod vor Augen hat. Ich kann gar nicht genau sagen, wie es kam. Aber an diesem Abend, nach diesem schweren Tag kommt Feststimmung auf. Beim Abendessen feiern wir unsere Gemeinschaft, umarmen uns, machen sogar Witze. Feststimmung trotz aller Bedrohung.

Bist du bei mir, Gott. Ich glaube, darauf kommt es an. Auf Gott vertrauen. Das hilft, den Ernst vor Augen zu haben. Und das zu feiern, was das Leben kostbar macht.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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