Papst Franziskus

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/gedanken-zur-woche/15024/papst-franziskus

Transkript anzeigen

Die Gedanken zur Woche im Deutschlandfunk

Pfarrer Matthias Viertel

aus Berlin

Papst Franziskus 25.04.2025

Unzhlige Berichte ber Leben und Wirken von Franziskus; Bilder von Pilgern, die zur Osterfeier nach Rom gekommen waren und nun an der Trauer um den gestorbenen Papst teilnahmen. Wie Millionen andere habe auch ich in dieser Woche viele Stunden vor dem Fernseher verbracht und die Bilder aus Rom verfolgt. Keine Frage, ich bin evangelischer Pastor, ein waschechter Lutheraner, und deshalb wahrscheinlich in meiner emotionalen Haltung ein bisschen distanzierter als die rmisch-katholischen Geschwister. Und dennoch bin ich tief beeindruckt von diesem Menschen Jorge Mario Bergoglio. Und ich bin beeindruckt von seiner Art, wie er als Papst Franziskus die altehrwrdige und mitunter sehr behbige rmische Kirche in ein neues Licht tauchen wollte.

Woher kommt diese Faszination? Wahrscheinlich spielt das Bedrfnis eine Rolle, quasi stellvertretend zu einem Menschen aufblicken zu knnen, der fr die guten Seiten der Menschen steht. Von den schlechten Seiten hren wir derzeit zur Genge, es gibt zu viel Streit in der Welt, zu viel Hass, die Spaltungen nehmen zu, Kriege und Aggressionen ebenfalls. Da wirkt es erleichternd, ja geradezu befreiend, auf eine Person verweisen zu knnen, die zumindest den Hoffnungsfunken am Glimmen hlt; jemand der dafr steht, dass es auch anders geht, ja ganz anders gehen muss.

Vor diesem Papst, der seine Herkunft aus bescheidenen Verhltnissen in Rio de Janeiro nicht vergessen hat, haben nicht nur Menschen Respekt, die in ihm ihr Kirchenoberhaupt sehen. Es sind nicht nur Katholiken, die morgen nach Rom kommen, um an der Beisetzung in der Kirche Santa Maria Maggiore teilzunehmen. Und viele dieser Vertreter der Lnder aus aller Welt meinen es ernst, wenn sie um eine Persnlichkeit trauern, die immer wieder versuchte, die Fronten der gespaltenen Gesellschaft aufzulsen. Ein Mensch, der nicht mde wurde, an die Mitmenschlichkeit zu appellieren.

Papst Franziskus hat diesen Weg des Respekts gesucht. Zum Beispiel als er anlsslich seines Besuchs in Abu Dhabi an die Adresse der Muslime diese wichtigen Worte formulierte: Man kann keine Verbindung zu Gott haben, wenn man die anderen ignoriert. Und das Reformationsjubilum 2017 feierte er dann auch gemeinsam mit den Lutheranern. Die Spaltungen der Konfessionen sind damit noch nicht berwunden, und auch die grundstzliche Andersartigkeit der Religionen wird nicht kaschiert. Aber die Vielfalt kann sich ausshnen.

Es ist wohl die zentrale Aufgabe der Gegenwart, Einheit in der Vielfalt zu finden. Und das beschrnkt sich nicht auf Kirchen, Konfessionen und Religionen. Jede Gesellschaft lebt davon, weder das ein noch das andere aus den Augen zu verlieren. Nicht die Vielfalt, denn der Schutz von Minderheiten gelingt nur dort, wo Unterschiede salonfhig sind. Aber auch nicht der Wunsch nach einem vershnten Miteinander: Unterschiede wrdigen, sich gegenseitig anerkennen, den verschiedenen Traditionen mit Respekt begegnen. Um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, brauchen wir unbedingt Persnlichkeiten, die diesen Weg vorangehen. Franziskus war eine von ihnen.

Und dann ist es noch eine andere Kleinigkeit, die mich erfreut: Die Kirche, in der Franziskus morgen bestattet wird, hatte schon Martin Luther besucht, als er im Jahr 1510 nach Rom pilgerte. Am liebsten htte Luther in der Lateranbasilika eine Messe gelesen, damals der Sitz des Papstes. Aber die war berfllt, fr ihn war kein Platz. So kam er - neben den anderen Pilgerkirchen in die Santa Maria Maggiore, betete dort und las eine Messe. Auch als Lutheraner kann ich mich dort beheimatet fhlen. Es gut, solche Orte zu haben, die das Bemhen nach Einheit in der Vielfalt zum Ausdruck bringen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

Weitere Sendungen, Informationen, Audios und mehr finden Sie unter:

http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandfunk/morgenandacht

Facebook: https://www.facebook.com/deutschlandradio.evangelisch

2

1

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.