Innere Ordnung
Shownotes
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Theologiestudentin Marie Marondel
aus Berlin
Innere Ordnung 29.04.2025
Wenn die Gedanken zu viele werden und wie tausende Kieselsteine ihr Gemt erdrcken, fngt sie an auszusortieren. Nicht nur in Gedanken, sondern ganz praktisch: Sie rumt in ihrer Wohnung auf. Sie schiebt alles von links nach rechts. Prft, was noch taugt und was lngst berholt ist. Blickt in die Ecken und schmeit raus, was sie belastet. Sie entscheidet, was brigbleibt, und gibt allem eine neue Ordnung.
Und dann steht sie in ihrer aufgerumten Wohnung. Die vielen Gedanken sind noch da ...aber vielleicht etwas weniger und etwas weniger aufdringlich. Sie atmet tief durch, als htte sie nicht nur den Boden und die Regale gereinigt, sondern auch die Luft, die sie atmet, und sagt: uere Ordnung, innere Ordnung. Manche machen Frhjahrsputz. Fr sie gilt das ganze Jahr lang das Prinzip: uere Ordnung, innere Ordnung. Wenn alles um sie herum ordentlich ist, fhlt sie sich auch innerlich besser aufgerumt. Aber leider hlt das nur fr eine gewisse Zeit. Dann ist er wieder da, der stressige Alltag mit seinen Terminen, dem Gedankenkarussell und den To-Dos, Entscheidungen, die getroffen werden mssen, und Sorgen, die umsorgt werden wollen.
Das nchste Chaos lsst selten lange auf sich warten. Ein bisschen Chaos in der Wohnung, fr andere kaum sichtbar, vor allem aber Chaos in ihren Gedanken. Da braucht es vielleicht etwas mit mehr Wirksamkeit als ihre Putzroutinen, denkt sie. Es braucht vielleicht eine innere Kraft, die dort wohnt, wo sie Ordnung schaffen soll.
Sie beschliet, es dieses Mal anders zu machen. Sie lsst die Unordnung in ihrer Wohnung zu, auch wenn die Gedanken in ihrem Kopf und die Steine auf ihrer Brust sie qulen. Statt aufzurumen, schliet sie die Augen, atmet tief ein, schttelt beim Ausatmen all die schweren Gedanken von sich ab und sagt: Gott, gib mir Gelassenheit!
Sie denkt dabei an das Gelassenheitsgebet, das dem US-amerikanischen evangelischen Theologen Reinhold Niebuhr zugeschrieben wird. Auf Deutsch klingt es so: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ndern kann, den Mut, Dinge zu ndern, die ich ndern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Sie nimmt sich vor, dem Gelassenheitsgebet einen festen Platz in ihrer neuen Ordnung einzurumen. Griffbereit, wenn die alten staubigen Gedanken sich wieder breitmachen wollen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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